OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Wurm: Die Geumann auf Gallspach über den Vater nicht hinausgewachsen, hat aber, wie viele Urkunden zeigen, den Ausbau des Herrschaftsgebietes tatkräftig gefördert. Erst dem Sohne Hans Christoph blieb es, gestützt auf einen beträchtlich erweiterten Besitz, vorbehalten, nun auch im ständischen Leben eine größere Rolle zu spielen. In den Attergau vorstoßend, erwarb er 1583 von Hieronymus Putz die Sitze Walchen und Wilden¬ haag — Walchen baute er 1590 neu auf — und von den Ständen 1593 Schloß Frein (bei Frankenburg), ja auch in Niederösterreich faßte er Fuß, wo er 1592 Gut und Markt Rossatz an sich brachte 62). Wir sehen ihn 1584 in der Würde eines kaiserlichen Rates 63), sodann war er Verordneter des Ritterstandes und als solcher Mitglied jener Kommission, die im Namen der Stände mit den auf¬ ständischen Bauern verhandeln sollte. Neben ihm waren noch Siegmund von Pollheim zu Parz und der Landschreiber Christoph Strutz beordert, diese schwierige Sache zu bereinigen 64). Die Söhne des Hans Christoph 65) teilten sich in dem bald beginnenden Machtkampf der oberösterreichischen Stände in eine radikale und eine gemäßigte Nichtung. Hans Ortolf war ein fanatischer Vertreter ständischer Ideen, seine Stiefbrüder verließen jedoch niemals den Boden der Loyalität. Als Kaiser Matthias die Augen schloß, nahmen die aufrührerischen Stände die niemals wiederkehrende Gelegenheit wahr, bemächtigten sich des Landhauses in Linz, verweigerten dem Landesherrn Erzherzog Ferdinand die Huldigung und nahmen offen Fühlung mit den böhmischen Ständen. Der Ersten einer eilte Hans Ortolf nach Prag, beschwor öffentlich die Konföderation, kehrte nach Linz zurück, wo er die Stände bereits in Aufruhr fand, und zog an der Spitze einer Abteilung nach Kogl, das dem kaisertreuen Franz Christoph Khevenhüller gehörte. Dort löste sei: Meister Siegmund platner zu Linz dient von der Papiermühle, die da liegt zu St. Marga¬ rethen 3 ß, ein Mastschwein und 2 Faschanghennen (Archiv Kremsmünster). 62) A. Starkenfels, Oberoesterreichischer Adel. In: Siebmacher, Bd 4 Abt 5 S. 63. Rossatz ist wohl das in Studien zur Reformationsgeschichte Oberösterreichs, Bd 2: K. Eder, Glaubens¬ spaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525—1602 (1936) erwähnte Rossetz. 63) 5. Juli 1584: Hans Christoph Geumann zu Gallspach und Tratteneck, kaiserlicher Rat, verleiht dem Hans Eder ein Erbrecht auf dem „Heusl underm perg“. O. Ö. Landesarchiv. Ur¬ kundensammlung, Geschlechter, Geumann. “4) A. Czerny, Der zweite Bauernaufstand in Oberösterreich 1595 bis 1597 (1890), S. 86 ff. Der Pollheimer zog es vor, sich krank zu melden und so mußten die anderen zwei die Rufer in der Wüste machen. Zu Peuerbach am 10. Oktober 1595 angekommen, entboten sie einen Haupt¬ rädelsführer, den Bernhard Eder, zu sich, doch mußten sie die trotzige Antwort vernehmen, und wenn der Kaiser da wäre, wolle er nicht allein zu ihnen kommen. Das war schon eine Kostprobe der verschiedenen Suppen, die die Kommissäre auszulöffeln hatten. Bekanntlich endete der Auf¬ stand mit einem Vergleich zwischen den einzelnen Herrschaften und Untertanen, wobei gegen Hans Christoph Geumann der Vorwurf erhoben wurde, er habe die Bauern Schelme und Diebe gescholten und einige von ihnen 4 Stunden lang in seinem Schlosse gefangen gehalten, bis sie ihm das Gelöbnis des Gehorsams geleistet hätten (a. a. O., S. 286). 65) 15. Februar 1601. Kaiser Rudolf II. verleiht dem Hans Ortolf Geumann und seinen Brüdern Hans Paul, Hans Ludwig, Hans Georg und Hans Bernhard das Schloß Gallspach (o. ö. Landesarchiv). 123

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