OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Buchowiecki: Romanische Landkirchen in Oberösterreich sich bei beiden so eng verwandten Bauten mit Recht fragen, ob hier nicht einst ein Ostturm vorhanden gewesen sein könnte, zumal, besonders in Aurachkirchen, die zahlreich im Mauerwerk des gotischen Chores steckenden romanischen Steine für mehr als eine Rundapsis ausgereicht haben würden. Mindestens ein Chor¬ quadrat nimmt schon Geistberger für Aurachkirchen in Anspruch 17). Dieser Umstand führt uns an die Frage nach den Türmen unserer romanischen Kirchen heran. Schlichte Bauten werden wohl mit einem hölzernen Dachreiter ihr Auslangen gefunden haben, reichere hingegen von einem Ostturm über dem Chorquadrat oder einem Westturm vor der Langhausfront überragt gewesen sein. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, daß beide Möglichkeiten schon in vorromanische Zeit zurückreichen. Der einzige im Kern noch erhaltene romanische Ostturm Oberösterreichs steckt in der, wie A. Klaar grundrißmäßig nachweisen konnte, aus romanischer Zeit, in der heutigen Gestalt jedoch aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammenden Bürgerspitalkirche zu Enns. Besser ist es um die Erhaltung der Westtürme bestellt. Der von St. Georgen im Attergau, mit der unge¬ sicherten Jahreszahl 1114 versehen, könnte im wesentlichen noch romanischen Ursprungs sein. Auch der Frontturm der Kirche in Schalchen wird romanisches Mauerwerk enthalten, weil im Innern des vorletzten Geschosses noch die ge¬ kuppelten Fenster sichtbar sind 18). Was sonst an Restén romanischer Landkirchen in unserem Gebiete verzeichnet werden müßte, ist unbedeutend. In Auerbach und Hartkirchen ist der romanische Grundbestand der Umfassungsmauern nur mehr zu vermuten 19, in Taufkirchen an der Pram konnte O. Oberwalder vor dem Einsturz des Westturmes (1922) Spuren der romanischen Anlage finden, „die auf einen be¬ scheidenen Bau schließen lassen“ 20). In Hörsching gelang P. Ortmayr der Nachweis romanischer Fenster im Dachboden 21) und ähnlich ist auch der Bau in Niederwaldkirchen (laut Mitteilung des dortigen Pfarrers) in seinen Grundzügen romanisch. Uns ist dieser Umstand nur deshalb von Wert, weil daraus zu erkennen ist, daß in zahlreichen Kirchen unseres Landes noch romanische Reste verborgen sein können. Groß ist die Zahl der verlorenen Denkmäler, von denen wir mit Sicherheit wissen. Romanische Kapitäle, die aus Braunau stammen sollen, finden sich auf Burg Kreuzenstein bei Wien, in den Sammlungen des Heimathauses zu Braunau steht wieder eine Säulenbasis, die vielleicht von der alten Kirche in 1) Siehe Anmerkung 10. 18) F. Martin, Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Braunau. Österreichische Kunst¬ topographie Bd 30 (Wien 1947) S. 348, 350. 19) Martin a. a. O. S. 48 ff. — E. Hainisch, Denkmale der bildenden Kunst, der Geschichte und der Kultur im politischen Bezirke Eferding (Linz 1933). 20) D. Frey, Die Denkmale des politischen Bezirkes Schärding. Österreichische Kunsttopo¬ graphie Bd 21 (Augsburg 1927) S. XIV. 21) Christl. Kunstblätter Ig 87 (Linz 1949) S. 29. 105

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