OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter reichischen Wallfahrten und deren Brauchtümer enthält. Bei der hohen Bedeutung, die gerade in Oberösterreich dem Wallfahrtswesen zukommt, darf man diese Veröffentlichung mit gleicher Spannung erwarten, wie den zweiten Band des vorliegenden Werkes „Das Jahr und seine Feste Ernst Burgstaller im Volksbrauch Österreichs“. Alpengeographische Studien. Aus dem Geographischen Institut der Universität Innsbruck. Zum 50. Geburtstag Prof. Dr. Hans Kinzl's. Schlern-Schriften Bd 65. Innsbruck 1950 (Universitätsverlag Wagner). 210 Seiten. Nimmt man die Bände der Schlernschriften aus den letzten Jahrzehnten zur Hand, dann ist man wirklich von der Tatsache überrascht, daß das Land Tirol seine Heimat- und Geschichts¬ forscher durch umfangreiche Festgaben ehrt; Prof. N. v. Klebelsberg, der Herausgeber, weiß solche Festgaben vielseitig zu gestalten. Festbände für E. v. Ottenthal, Konrad Fischnaler, Hermann Wopfner, Oswald Redlich, Josef Schatz und Hans Kinzl bezwecken ein Mehrfaches. Sie wollen einerseits eine Art Geburtstagsangebinde für den Gefeierten seitens seiner Schüler und Freunde sein, sie sollen aber auch die Erinnerung an bedeutende Männer der Heimat- und Landesforschung späteren Geschlechtern überliefern. Es gibt kaum eine bessere Art des Fort lebens eines erfolgreichen Heimatforschers, als sie hier in einer Reihe von Widmungsarbeiten gegeben ist, denen umfangreiche Lebensbilder vorangestellt sind. Die Festschrift, die unserem bedeutenden Landsmann, dem Geographen der Innsbrucker Uiniversität Hans Kinzl, gewidmet ist, stellt eine mustergiltige Festgabe ganz eigener Art dar. Hans Kinzl, der einem Bauerngeschlechte aus der Schärdinger Gegend entstammt und der als Geograph fast die ganze Welt bereiste, erhielt zu seinem 50. Geburtstag am 5. Oktober 1948 von seinen Schülern 30 Arbeiten überreicht, von denen 21 in die vorliegenden Alpengeographischen Studien aufgenommen wurden. Es handelt sich um keine Dissertationen oder Prüfungsarbeiten, sondern um Aufsätze, die Kinzls Schüler völlig spontan — nur angeregt durch den Dozenten Dr. H. Paschinger — schrieben, um ihren Lehrer zu ehren, ihm insbesondere aber dafür zu danken, daß er sich ihrer in den schweren Nöten der Nachkriegszeit so stark angenommen hatte. Ich kenne kein zweites Beispiel einer derartigen Ehrung eines erst fünfzigjährigen Lehrers durch seine jungen Schüler. Die einzelnen Arbeiten können hier natürlich nicht gesondert besprochen werden; es sei nur festgestellt, daß die gesamte Landeskunde Tirols in Erscheinung tritt und daß fast jede dieser Einzelarbeiten für sich als ein Musterbeispiel angesprochen werden kann, nach dem etwa Jung¬ lehrer in anderen Ländern wertvolle wissenschaftliche Beiträge zur Landeskunde erarbeiten könnten. Von der längeren Reihe geomorphologischer Beiträge interessiert uns vor allem die Arbeit J. Lechners „Über die Verebnungsflächen im Toten Gebirge“. Der Verfasser stellt fest, daß die Verkarstungserscheinungen in Zeiten nacheiszeitlicher Klimaverschlechterungen tiefer greifen, während in höheren Lagen die Karstformen eher ausgelöscht werden. Ein Aufsatz von E. Troger „Der Altersaufbau der bäuerlichen Bevölkerung des Ziller¬ tales“ weist nach, daß die bäuerliche Bevölkerung schon in manchen Landgemeinden unter Ge¬ burtenarmut leidet, daß aber bei den Bergbauern selbst immer noch gesündere biologische Ver¬ hältnisse festzustellen sind. Felizitas Frischmuths Beitrag „Die bevölkerungsbiologische Ausbeute der in den Jahren 1794—1808 unternommenen Salzkammergutreisen Joseph August Schultes'“ ist ein Gegenstück zu dem Aufsatz derselben Verfasserin „Das Landschaftserlebnis der Salzkammergutseen bei J. A. Schultes“ in den Oberösterreichischen Heimatblättern, Jahrgang 1949, Heft 1, S. 34 ff. Wie Schultes für die Schönheit des Salzkammergutes warb, so machte er auch durch seine Kritik die Öffentlichkeit auf eine Reihe schwerster Mißstände aufmerksam, die gerade für den be¬ handelten, wirtschaftlich und biologisch denkbar ungünstigen Zeitraum in den Ziffern der Sterb¬ lichkeit und Geburtlichkeit sowie der Wanderbewegungen zum Ausdruck kommen. 190

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