OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter Sammlung für einen neuen gotischen Hochaltar einzuleiten. Am 14. Juli 1891 machte Josef Kepplinger von Ottensheim einen Voranschlag mit 1190 fl für den geschnitzten Altar aus Naturholz (Föhren- und Lindenholz). Der Unterbau für die Mensa 60 fl; der Tabernakel, sehr reich geschnitzt, teilt sich in zwei Stockwerke für Ziborium und Expositur, letztere mit zwei Türchen, auf denen anbetende Engel sich befinden; ebenso zu beiden Seiten zwei Engel unter Baldachinen, auf 380 fl. Der Aufsatz enthält als Hauptbild die schon erwähnte Dreifaltigkeitsgruppe. Zu beiden Seiten des Tabernakelaufsatzes sind zwei Nischen für die Statuen der hl. Augustinus und Gotthard. Beide Nischen sind verschließbar mit zwei Flügeln, welche in vier Reliefbildern Darstellungen aus dem Leben des hl. Gotthard zeigen; alles mit reichem Schnitzwerk geziert, 750 fl ....Kepplinger hatte versprochen, den Altar bis zum 7. Mai 1893 (Gotthardi-Sonntag) fertigzustellen, was auch geschah ..... Nicht immer aber war Kepplinger mit der Einhaltung seiner versprochenen Lieferzeit so pünktlich, und die Pfarrherren, die oft lange hingehalten wurden kamen oft und baten, der Meister wolle sich doch beeilen. Kepplinger aber ver¬ stand es, seine Besteller zu vertrösten: „Gschwind, stellts einige Zimmerstöckl zu¬ sammen und einige Kisten darauf!“, sagte er vorher zu seinen Gesellen. Diese nichtssagende Aufeinanderstapelung wurde dann den Auftraggebern gezeigt als der Altar, der sich bereits in emsiger Arbeit befinde. Kepplinger trieb auch sonst seinen Schabernack. Die Trauner Pepi, die damalige Fließsteinführerin *), erzählte, daß die Zeit, wenn der Kepplinger mit der Fließstein fuhr, immer sehr schnell verging. Bei starkem Nebel waren die Fahr¬ gäste oft in Lebensgefahr, vor lauter Heiterkeit über Kepplingers Witze ahnten sie jedoch nichts davon. Wenn in Ottensheim ein besonders scharfer und treffender Witz die Runde machte, dann hieß es: „Das ist bestimmt ein Kepplinger-Witz Wirtschaften konnte Kepplinger nicht. Ein Fehler, der seine Geschäftsuntüch¬ tigkeit bewies, war auch, daß er während der Arbeit die Ältäre noch viel reich haltiger, als ursprünglich geplant, verzierte. Sogar an der rückwärtigen Seite, die für den Beschauer unsichtbar blieb, wurde alles geschnitzt. Das war natürlich viel unnötiger Zeitverlust, der kein Geld einbrachte. Es kam manchmal sogar vor, daß an einem Samstag nicht einmal Geld zum Auszahlen der Arbeiter da war. Auch den Eferdinger Hochaltar hätte Kepplinger nach einem Entwurf von P. Franz Maria Schmalz machen sollen. Kepplinger aber nahm den Auftrag nicht an, weil er nach fremden Entwürfen nicht arbeitete. Kepplinger hat für das ganze Mühlviertel gearbeitet. Die meisten seiner Arbeiten gingen jedoch nach Niederösterreich. Auch ins Ausland wurden Kepp¬ lingers Altäre geliefert. Die „Christlichen Kunstblätter“ 1896 empfahlen die Firma Kepplinger in Ottensheim als gute Altarbaufirma. *) Vgl. O. Kampmüller, Die Ottensheimer Fließstein, Oberösterreichische Heimatblätter Ig 1 (1947) S. 264 f. 5) Nach mündlichen Mitteilungen der Frau Priesner, der Nichte der Fließsteinführerin Pepi Trauner. 358

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