OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter (Tom VII, pag 41) steht als Geburtsdatum der 1. Juli 1849 angeführt, aber für die Zuverlässigkeit dieses Datums bürgen wir nicht. Bildhauer Rudolf Nagengast aus Ottensheim, der bei Kepplinger gelernt hat, berichtete mir über den Meister, daß er schon als Hüterbub bei seinem Bauern in St. Peter gerne Figuren gezeichnet und geschnitzt habe. Bildhauer Priesner aus Ottensheim, der ebenfalls bei Kepplinger gelernt hatte, erzählte mir, daß Kepplinger in seiner Jugend als Holzschuhmacher gerne geschnitzt habe. Eine Ausbildung erlaubte das spärliche Einkommen des Vaters, Josef Kepplinger, der Maurer und Besitzer des Astsöldhäusels zu Kasten Nr. 46 in der Pfarre St. Peter war, nicht. Dafür mußte sich Kepplinger sein Brot zunächst in der Landwirtschaft verdienen. Bald aber kam er in die Lehre zum Tischlermeister Thomas Pühringer in St. Peter Nr. 31, bei dem er auch einige Zeit als Tischlergeselle bedienstet war!). Am 26. Oktober 1875 heiratete Kepplinger in St. Peter Anna Simader. Ein Jahr später zog er nach Ottensheim und errichtete dort eine Werkstätte für gotischen Altarbau. Kepplinger war klein von Statur, hatte lange blonde Künstlerlocken, die er meist mit einem breitkrempigen Hut bedeckte. Ein braunes Samtgewand betonte die künstlerische Note und ein Spitzbart sein witziges Gemüt. In Ottensheim arbeitete sich Kepplinger empor. Er konnte bald vierzig bis fünfzig Gesellen beschäftigen. Seine Werkstatt befand sich an der Stelle des heutigen Gemüseladens Klambauer in Ottensheim und bestand aus einigen Ab¬ teilungen. In einem Teil arbeiteten die Figuristen, im anderen die Ornamentiker und im dritten die Tischler. Kepplinger selbst hat nicht mehr geschnitzt, sondern nur entworfen. Er kam spät am Morgen, stellte seine Staffelei auf und skizzierte die Altäre. Die zwei Zeichner Huber und Eisschiel mußten dann nach seinen Skizzen alles im einzelnen ausarbeiten, worauf die Entwürfe von den Tischlern und Bildhauern ausgeführt wurden. Die Statuen kamen in den ersten Jahren zum Vergolder, der damals in Ottensheim selbst in der Nähe des heutigen Fleisch¬ hauers Walchshofer seine Werkstätte hatte, später mußten sie nach Linz zu Klam¬ bauer in die Hafnerstraße gebracht werden. Bildhauer Josef Fürthner aus Linz erzählte mir, daß Kepplinger seine Statuen auch von anderen, vorzüglich Tiroler Bildhauern gekauft habe. Der akademische Maler Attorner, der im Linzer Landesmuseum die Kuppel gemalt hat, malte für Kepplinger die Altarbilder. Attorner ist später nach Kon¬ stantinopel gekommen und dort verschollen. An einem großen Altar wurde drei bis sechs Monate gearbeitet. Während dieser Zeit mußten aber auch Kirchenstühle, Beichtstühle und Kanzeln angefertigt werden. Da beim großen Brand 1899 in Ottensheim die Geschäftsbücher Kepplingers verbrannten, konnte nicht mehr festgestellt werden, wer bei Kepplinger und für ihn arbeitete. Nur die Namen einiger, die aus der Werkstatt Kepplingers hervor¬ *) Trauungsbuch der Pfarre Ottensheim, 26. Okt. 1875. 356

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