OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter ein glänzendes Schlußglied in der Kette der Beweise gegen ein Versagen Ober¬ österreichs dem großen Astronomen gegenüber! Linz war auch das nicht mehr erreichte Hauptziel einer Reise, die Kepler im Oktober 1630 antrat; diese Reise wurde zum Ritt in den Tod. Caspars er¬ schütternder Bericht über die Krankheit und das Sterben Keplers in Regensburg sowie über dessen Begräbnis stützt sich auf die brieflichen Angaben zweier Augen¬ zeugen, die jene traurigen Tage miterlebt haben; der eine dieser Gewährsmänner ist Stephan Lansius aus Enns, dessen Stammbuch mit einer Widmung von Keplers Hand zu den kostbarsten Schätzen der Linzer Studienbibliothek gehört. Durch Lansius ist auch überliefert, daß Ferdinand II., der bald nach der Ankunft Keplers in Regensburg den dort versammelten Kurfürstentag verließ, dem er¬ krankten Gelehrten seine Gunst erwies. Schon hatte, berichtet Lansius, der Kaiser das Schiff bestiegen und wollte eben abfahren, als man ihm die Botschaft von der Erkrankung Keplers überbrachte; daraufhin beauftragte er Herren seines Gefolges, den Kranken aufzusuchen und ihm 25 oder 30 Dukaten zum Zwecke der Genesung zu überreichen. Etwas vom Wesen unserer Heimat spricht uns auch noch aus jenen Seiten des Buches an, die über Keplers Tod hinausreichen: denn immer wieder begegnet uns darin Susanna, die durch Kepler berühmt gewordene Oberösterreicherin. Von dem bitteren Dezembertage 1630, an dem ein Bote die Unglückspost aus Regensburg nach Sagan überbringt, bis zu dem Septembertage 1636, da Susannens Lebenslicht in derselben Stadt erlischt, in der Kepler sechs Jahre zuvor den Tod erlitten hat, begleiten wir, der Führung Caspars folgend, den schweren, von grauen Sorgen umdunkelten Weg der Witwe. Mit einer zusammenfassenden Betrachtung gibt Caspar seinem Keplerbuch einen großen, lange nachschwingenden Ausklang. Noch einmal erleben wir den Weg, den Kepler bei seinem Forschen gegangen ist, noch einmal ergreift uns das Ethos seines Schaffens und reißt uns seine religiöse Begeisterung hin, die sich an der Schau des Weltalls entflammte. Noch einmal fühlen wir ihm das Glück der Geborgenheit nach, das er empfand, wenn er verzückt den himmlischen Harmonien lauschte. „Er lebt fort unter uns, durch das Werk, das er geschaffen, und das Beispiel, das er uns vorgelebt hat. Solange die Menschen in Sehnsucht und Wissensverlangen nach den Sternen greifen, solange sie die Achtung vor geistiger und sittlicher Größe behalten und ihnen die Kraft bleibt, sich an großen Vorbildern aufzurichten, wird sein Name nicht untergehen." Wiedergaben von vier als echt bezeugten Bildnissen, darunter eines nicht signierten Ölgemäldes aus den Linzer Jahren, dessen Original sich im Thomas¬ stift in Straßburg befindet, helfen dem Leser des herrlichen Buches, sich die äußere Erscheinung Keplers vorzustellen — dieses größten Gastes, den unsere Heimat je Arthur Fischer-Colbrie (Linz) in ihrer Mitte sah! 278

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