OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Diensten im christlichen Feldlager herangezogen 46). Als im Jahre 1713 wegen der Pest strenge Absperrungsmaßnahmen getroffen wurden, gestattete ein Befehl des Landeshauptmannes, Eisen- und Messingwaren auf Enns und Donau zu ver¬ führen, doch dürften sie nicht aus einem angesteckten Haus kommen und die Schiffleute müßten entweder die Kontumazzeit ausgehalten haben oder gewechselt worden sein 47). Später besorgten den Transport die Steyrer Schiffmeister, deren es drei Gerechtsame gab, die aber „unmöglich von der Schiffahrt allein subsistieren konnten 48), weshalb sie Ende des 18. Jahrhunderts ein einziger Schiffmeister in seiner Hand vereinigte. Da dieser, Andreas Schrottbauer, „das Publikum nicht immer mit hinlänglichen Wasserfuhren versah“, wurde er beauftragt, die Hälfte der drei Gerechtigkeiten an einen der Schiffahrt auf dem Ennsstrom und der Donau kundigen Mann zu verkaufen *3). Diese Schiffmeister führten außer Eisen auch andere Güter sowie Scheiterholz in ihren Schiffen und bedienten sich dabei verschiedener Fahrzeuge, wie sie auf der Donau gebräuchlich waren. Der Steyrer Schiffmeister Josef Reder verwendete sogar eiserne Schiffe, wie sie Ignaz Mayer in Linz erbaute 50). Im Jahre 1855 werden drei solche eiserne Schiffe ange¬ geben 51). Ein Teil des nach Steyr gebrachten Eisens ging von dort zu Land weiter, denn es wird z. B. für das Jahr 1852 zum Unterschied von der oben angeführten Menge in der Strecke oberhalb Steyr die Menge der von Steyr abgeführten Stahl- und Eisenwaren mit bloß 21.388 Zentnern angegeben. Von anderen Waren wurden in diesem Jahre u. a. 2.188 Klafter Scheiterholz und 8.000 Kälber verführt 52).. Im Jahre 1851 führten die beiden Steyrer Schiff¬ meister Reder und Mayr 20.000 Zentner Eisenwaren, 2.000 Klafter Scheiter¬ holz und 9.200 Kälber ennsabwärts 53). Die Eisenschiffahrt auf der Enns dauerte bis ans Ende der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts und hörte mit der Eröffnung der Kronprinz Rudolf-Bahn auf. Nur im bekannten Steyrer Kripperl lebt sie noch fort, dort hat der Schiff¬ zug auf der Enns seine Auferstehung gefunden 54) *6) Stadtarchiv Steyr, Hauptgewerkschaftsakten IV, 15, Nr 9 b. 27) Pritz, a. a. O. II S. 478. 48) Stadtarchiv Steyr, Ratsprotokoll, 1734, 134 S. 145. *o) Ebda, 1802, B 246 S. 99. 50) 100 Jahre J. u. C. Reder Steyr-Wien 1831— 1931, S. 12. 51) Oberösterreichische Handels- und Gewerbekammer, Statistischer Bericht 1855, S. 88. 52) Siehe Anmerkung 39) 53) Siehe Anmerkung 50). 54) Oberösterreichische Tageszeitung (Linz), 6. II. 1926. 224

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