OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter in Umtrieb. Im Jahre 1788 wurden mittels 454 Muth Kohl (ein Muth entspricht 30 Wr. Metzen zu 61.5 Liter oder 1845 Liter) aus 1460 Haufen Erz 1456 Zentner Floßeisen, 72 Zentner Wascheisen und 47 Zentner Klaubeisen gewonnen. Dieses Noheisen wurde im Wendbachhammer und Stöghammer gefrischt und zum Teil an den Verlag der Innerberger Hauptgewerkschaft in Steyr, zum Teil unmittel¬ bar an das eisenverarbeitende Gewerbe der Umgebung, vor allem an die Messerer in Steinbach und die Sensenschmiede in Molln geliefert 30). Als 1798 das Unter¬ nehmen an Karl Ritter von Bohr verkauft wird, zählt ein „Gewährschein“ unter den Anlagen des Betriebes ein „Blahhaus mit Röstofen und drei Betten“ (dem¬ nach ein Floßofen) und einen Hochofen mit zwei Bälgen auf 31) Der Schmelzbetrieb mußte 1804 wegen technischer Unzulänglichkeiten eingestellt werden; zur Fertigstellung eines kurz darauf neu in Bau genommenen Hochofens fehlten aber jahrelang die Mittel. Das Unternehmen stellte sich mehr und mehr auf das Zerrennen Innerberger Roheisens ein. Eine Zeitlang wurde nochwenigstens in bescheidenem Umfang — der Bergbau fortgesetzt; 1808 waren gegen 400 Tonnen Erz lagernd; 1815 wurde angeblich noch in 5 Stollen ge¬ arbeitet. Zum endgültigen Erliegen des Betriebes trugen zweifelsohne auch die ständigen Zwistigkeiten mit der Herrschaft Lamberg - Steyr wegen der Verla߬ wälder (Holzbezugsrechte) bei 29). Pillwein erwähnt 1828, daß das Werk zuletzt jährlich nur mehr 300 Zentner Eisen geliefert habe und deshalb bereits seit mehreren Jahren stillgelegt sei 32). 1854 erhielt die „Steg- und Wendbacher Eisengewerkschaft“ die Bewilligung zum Bau eines Zementstahlofens, der nur mit mineralischem Brennstoff betrieben werden dürfte. 1862 ging das Unternehmen in den Besitz der Grafen Lamberg über, die aber wenig Interesse an der Er¬ haltung und Weiteführung hatten, denn 1870 wurden die Werksanlagen zum Teil geschleift, zum Teil anderen Zwecken dienstbar gemacht 33) und schließlich 1876 „wegen constatierten Nichtbestandes“ die Grundbucheinlage über die Eisenhütte, 1886 auch die über die Bergrechte gelöscht 34) Dieser wirtschaftlich zweifelsohne bedeutendste aller oberösterreichischen Eisen¬ bergbaue hat im Gelände unverkennbare Spuren hinterlassen. In die Wetterstein¬ kalkfelsen westlich und östlich des noch heute „Hutmannshäuschen“ genannten Ge¬ bäudes neben dem Holzplatz „Auf der Alm“, sind zahlreiche, jetzt bereits verfallene Stollen getrieben, die Hänge unterhalb und seitlich der Felswände an der West¬ flanke des Tales sind mit Pingen und Abraumhalden übersät. Die Erzführung, Braun- und Roteisenstein, folgt ähnlich wie am Arzberg bei Reichraming einer 30) Schmölz- und Hammerwerksbuch in Stög- und Wendbach pro anno 788. Heimathaus Steyr. 31) Hauptbuch über die Hütten- und Hammerwerke im Kronlande Österreich ob der Enns, Tom. I, Fol. 1—3. Grundbuch Bezirksgericht Steyr. 32) B. Pillwein, a. a. O. Der Traunkreis S. 149. 33) N. Neudorfer, Heimatbüchlein von Ternberg (1931) S. 36. 32) Siehe Fußnoten 24 und 31. Weitere Angaben bei A. Rolleder, Heimatkunde von Steyr (Steyr 1894) S. 444. 202

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