OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter schnitt aus dem Handelsleben wieder. Notwendig erweist sich hier vor allem die zusammenfassende Betrachtung größerer Gebiete, denn von der Geschichte einer einzelnen Stadt aus gewinnen wir schwerlich den richtigen Einblick in das über das ganze Land verbreitete Netz der Handelsbeziehungen. Da sich Geschäftspapiere und Handelsbücher einzelner Kaufmannsfamilien für unseren Bereich bisher nicht vorgefunden haben, müssen auch hier die Verlassen¬ schaftsinventare mit ihren Angaben über Schulden und Gläubiger als Ersatz¬ quelle herangezogen werden. Auch von den Kontrollstellen des Handels, den Mauten, sind infolge des durchwegs üblichen Pachtsystems gerade jene Quellen, die uns am meisten interessieren würden, nämlich die Mauteinnahmeregister, welche die verzollten Waren im einzelnen und mengenmäßig angeben, fast nirgends erhalten geblieben. Aus den generellen Mautabrechnungen allein können wir bloß das finanzielle Erträgnis, gewöhnlich aber nicht die Warenarten und -mengen erschließen, wie auch die Auswirkungen der Mautbefreiungen weder hinsichtlich der Qualität noch Quantität ermittelt werden können. Es wäre jedoch verfehlt, wenn wir bei der Untersuchung der einzelnen Wirt¬ schaftszweige stehen blieben und diese für sich allein in ihrer geschichtlichen Ent¬ wicklung untersuchen würden. Das Wirtschaftsleben der Vergangenheit bildete genau so wie jenes der Gegenwart ein untrennbares Ganzes und wir müssen daher auch das Zusammenwirken der verschiedenen Wirt¬ schaftskräfte in unsere Untersuchungen einbeziehen. Besonders klar tritt dieses gegenseitige Abgestimmtsein dort zutage, wo eine ganze Landschaft auf einen vorwiegend wichtigen Erzeugungszweig abgestimmt ist, wie es vor allem beim Salzwesen und Eisenwesen der Fall war. So war unser Salzkammergut eine vollkommen in sich geschlossene „ökonomische Landschaft", die infolge Koppelung der wirtschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Verwaltung unter einheitlicher Leitung als unmittelbar landesfürstlicher Kameralbesitz förmlich einen eigenen Wirtschaftsstaat innerhalb des Gefüges der altösterreichischen Länder bildete. Gerade diese den modernen Bestrebungen planwirtschaftlicher und sozialistischer Gestaltung des Staats- und Wirtschaftslebens in vieler Hinsicht sehr ähnlichen Versuche bedürften, von diesem Blickfelde aus gesehen, noch näherer Untersuchung. Ähnlich, aber weniger straff zusammengefaßt war das auf mehrere Länder verteilte Eisenwesen, in dem sich infolge starken Einflusses privaten Kapitals im Gegensatz zu dem rein staatskapitalistisch aufgebauten Salzkammer¬ gut keine solche geschlossene ökonomische Landschaft ausbilden konnte; immerhin macht sich auch hier ein starkes Eingreifen des Staates bemerkbar, vor allem im gesellschaftsmäßigen Aufbau der Finanzierung und des Absatzes. Hand in Hand damit geht die staatsobrigkeitliche Förderung der technischen Entwicklung, die hier frühzeitiger als anderswo eine wissenschaftliche Fundierung erfährt. Die günstige Quellenlage ergibt hier ein reiches Feld für technikgeschichtliche Arbeiten. Hat man die Geschichte der Erzeugung und des Handels trotz bedeutender Lücken immerhin schon aufgehellt, so ist jene des Verbrauchs so gut wie gar 104

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