OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter gleichberechtigt, eine neue Entwicklungsstufe keinen Halt, sein Geist keine Anregung zu unseres Museumswesens bezeichnend, die volks¬ näherer Beschäftigung, der Schausaal ist zum bildnerische Tätigkeit, die in zeitgemäßer Ar¬ „Scheusaal“ geworden und wird mit allen An¬ beitsweise und unter Verwendung zeitgemäßer zeichen des Schreckens, der Teilnahmslosigkeit Mittel weit hinaus ins Volk dringt. oder Ablehnung übergangen. Ein paar Bei¬ Die Durchführung dieser volksbildnerischen spiele aus dem Oberösterreichischen Landes¬ Aufgaben erfordert allerdings manche Um¬ museum! Die alte Aufstellung der geologischen Abteilung zeigte Tausende von Einzelstücken in stellung im Betrieb der Museen und schafft Mehrarbeit. Der Ertrag dieser Mehrleistung vier Schausälen, ohne aber einen klaren und eindrucksvollen Überblick über den erdkundlichen wird eine wesentlich erhöhte Wirkungsmöglich¬ Aufbau unserer Heimat, über die Zusammen¬ keit sein und letztlich den Museen selbst zugute kommen, die ja ihre volle Daseinsberechtigung hänge des Bodens mit der Wirtschaft, Sied¬ lung, Industrie usw. zu vermitteln. Die und den Anspruch auf großzügige Förderung Münzensammlung und die vorgeschichtliche Ab¬ nur dann besitzen, wenn sie selbst lebendig sind und in dieser Lebendigkeit dem ganzen Volke teilung hatten gleichfalls einen großen Teil ihrer Bestände ausgelegt; ein einprägsames dienen. Lebens- und Kulturbild der Vorzeit oder eine Die volksbildnerische Zielsetzung der Mu¬ Geschichte des Geldwesens konnte daraus nicht seumsarbeit verlangt zunächst eine neue, von den bisherigen Gepflogenheiten vielfach grund¬ abgelesen werden. Der kostbarste Besitz des Landesmuseums, die über 300 Nummern um¬ sätzlich verschiedene Art der Darbietung des Museumsgutes. Die Schausamm¬ fassende Sammlung mittelalterlicher Plastiken und Gemälde ist in zwei Schausälen dicht¬ lungen müssen, um volksbildnerisch voll wirksam zu sein, eine klare, übersichtliche und eindrucks¬ gedrängt aufgestellt. Sie hat in dieser Form volle Gesamtschau des dargestellten Gebietes leider nur geringe kunsterzieherische Bedeutung und wirkt auf die meisten Besucher als Maga¬ in allen seinen Zusammenhängen bieten. Die bloße Aneinanderreihung einer Überzahl von zin mit kostbarem Inhalt. mehr oder weniger zufällig vorhandenen Schau¬ Auf der anderen Seite fehlen in unseren Museen Darstellungen wichtiger gegenständen ergibt nur eine, wenn auch sachlich und wissenschaftlich sehr wertvolle, Bereiche der Heimatgeschichte. So vielleicht einmalige Raritätensammlung; erst besitzt z. B. unser Landesmuseum keine Schau¬ die planmäßige Ergänzung und Abrundung des sammlungen zur allgemeinen Landesge¬ Schaugutes und seine sinnvolle Einordnung in chichte, zur Wirtschaftsgeschichte den geschichtlichen Zusammenhang schafft das (Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie); die ver¬ erstrebenswerte, geschlossene Gesamtbild, macht kehrsgeschichtliche und volkskundliche die Schausammlung zum leicht lesbaren, an¬ Schausammlung sind erst in bescheidenen An¬ regenden und genußreichen kulturgeschichtlichen fängen. Vielfach aber sind das gerade Gebiete, Bilderbuch der Heimat. in denen die Beziehung von der Vergangenheit Eine Hauptforderung im Sinne der volks¬ zur Gegenwart am stärksten ist, wo sich der bildnerischen Brauchbarkeit des Schaugutes Beschauer am unmittelbarsten angesprochen unserer Museen lautet daher: weg mit den fühlt und gerne von sich und seiner Umwelt magazinmäßigen Schausammlungen! Grund¬ aus die Entwicklung zurückverfolgen möchte sätzlich muß das nur für einen kleinen Kreis und damit allgemeinen Anteil an der Geschichte von Fachleuten bestimmte Sammelgut, die der Heimat gewänne. Hier ist der Aufbau Studiensammlung, aus der Schau¬ neuer Schausammlungen geboten, wobei natür¬ sammlung herausgenommen werden; schon der lich die jeweils für den Standort eines Mu¬ Mangel an Schauraum gebietet diese Tren¬ seums kennzeichnenden Sonderentwicklungen zu nung. Heute ist in den Schauräumen vielfach bevorzugen sind. Wenn nicht genügend ur¬ der gesamte Bestand eines Sammelgebietes sprüngliches Anschauungsgut vorhanden ist, aufgestapelt. Diese Überfülle schreckt ab, der sollten die Lücken durch neuzeitliche Beschauer wird erdrückt von der Menge des Anschauungsmittel aller Art wie Gleichen und Gleichartigen, sein Auge findet Karten und Pläne, Bilder, Modelle, Reliefs 86

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