OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Lebensbilder durch den Attergau und durchs obere Innviertel stehen noch bis in alle kleinsten Einzelheiten vor mir. Bald waren es geologische Aufschlüsse, dann wieder alte Stadtbilder und Bauernhaus¬ formen, immer aber als eine Art Krönung des Ganzen Burgen oder barocke Wallfahrtskirchen, die mein Lehrer in gleicher Weise als wissenschaftlicher Forscher wie als Schönheitssucher und Geschichtsdeuter ganz nahe an mein Denken und Fühlen brachte. Schöberl war auch ein völlig moderner Geschichtslehrer. Er war ausgesprochen militär¬ und kriegsfeindlich. (Die kurze Zeit einer militärischen Kriegsdienstleistung im Hinterlande be¬ zeichnete der sonst recht anspruchslose Mann später oft als die dunkelsten Tage seines Lebens.) Ihm war jede Gewaltanwendung, jede Freiheitsbeschränkung in tiefster Seele fremd. Seine Geschichtsvorträge brachten vor allem Siedlungsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Kunstgeschichte; dem Sozialismus stand er innerlich sehr nahe. Sein Denken war in jungen Jahren gesamt¬ deutsch — er hatte sich auch seine Frau, die ihn dann zeitlebens mit rührender Sorgfalt betreute, aus dem Bodenseegebiete, aus dem deutschen Schwabenlande geholt —, aber im politischen Leben lehnte er jegliche Anwendung brutaler Gewalt, wie sie besonders in den letzten zwei Weltkriegen zum Ausdruck kam, mit Entschiedenheit ab. Sein Geschichtsunterricht stand turmhoch über dem sonst in den Schulen üblichen Dynasten- und Kriegsgerede. Geographie- und Geschichtslehrer der Jugend zu sein, war für Schöberl das höchste Glück. Immer wieder versicherte er mir: wenn er sein Leben noch einmal zu durchleben hätte, so würde er sich wieder dem Studium der Geographie und Geschichte widmen und nochmals Erzieher der Jugend werden. Seiner Konstitution nach ein ausgesprochen cyklothymer Mensch, hatte er natürlich oft Stimmungen mit melancholisch-depressiven Tönungen. Dennoch hat ihn, das Weihnachtskind, ein Stück sonniger und kindlich heiterer Fröhlichkeit nie ganz verlassen. Als ich ihn im vergangenen Sommer in Graz besuchte, hatte er noch den altvertrauten, von Güte und Begeisterungsfähigkeit sprechenden Gesichtsausdruck, obwohl der Tod, für mich als Arzt sichtbar, dieses edle Gelehrten¬ antlitz schon gezeichnet hatte. Dr. Eduard Kriechbaum (Braunau am Inn) Be1 chte Das Museum als Volksbildungsstätte Aufgaben zeitgemäßer Museumsarbeit in Oberösterreich *) den breiten Volksschichten aber nichts zu sagen Unsere Museen nehmen heute als Bildungs hat. Es ist daher in unserer kulturell ohnehin stätten unseres Volkes keineswegs jene Stellung verarmten Zeit notwendig, den reichen Kultur¬ ein, die ihnen zukommen könnte und müßte besitz und das vielfältige Wirken unserer Sie haben reiches Kulturgut aufgespeichert Museen viel mehr als bisher dem Volk zu er¬ aber das Volk findet nicht den rechten Zugang schließen: unsere Museen müssen le¬ zu diesen Schätzen. Es sieht im „Museum bendige Mitträger unserer Volks¬ vielfach eine überlebte und veraltete Einrichtung bildungsarbeit werden. Diese For¬ für Sonderlinge, bestenfalls eine Stätte der derung bedeutet keinesfalls eine Zurückdrän¬ Wissenschaft, die für Fachleute bestimmt ist, gung der bisherigen Aufgaben, sondern ein *) Aus einem bei der Tagung des o. 5. sinnvolles Weiterschreiten: zur Sammeltätigkeit Volksbildungswerkes in Tollet am 1. 12. 1948 und wissenschaftlichen Arbeit am Museum tritt gehaltenen Vortrag. 85

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