OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Frischmuth: Das Landschaftserlebnis der Galzkammergutseen (1773—1831) Dem Traunsee entgegen Hier lassen wir von dem „guten dicken Wirth ... seine eben so gut ge¬ nährten Rappen ... einspannen" und uns „nach dem vorderen Weißenbache an der Traun hinfahren“ (178). Unterwegs besichtigen wir den „Aufzug", eine sinnreiche Vorrichtung, „durch die man Holz über Berg und Thal bringt“. wunderschön ist der Weg, daß wir gerne zu Fuß der Traun entlang wandern und den Wagen langsam hinter uns herrollen lassen: Bald stürzt die Traun (179) in wilden Fällen schäumend in Silberstaub hinab über Wehren und Felsen, bald schwimmt sie ruhig hin, wie ein See, und Sie sehen die Fische spielen im Schatten der meergrünen Tiefe. Einzelne Hütten und Wiesen und Äcker im bunten Wechsel von Auen beleben das hehre Land¬ schaftsgemählde, und Unglükssäulen armer Schiffenden, die hier ertranken in den tobenden Fluthen, wehen ein melancholisches Licht über sie hin. Endlich steigt der purpurne Rettelstein empor in der nördlichen Ferne aus den Tiefen des Gmündner-Sees; ihm folgt der hohe Spitz, und der breitköpfige Traunstein. Diese Niesen kommen und gehen, wie Berge in Meeresbuchten, wenn das Schiff sich wendet, und wie hier die Traun sich windet, und mit ihr der Pfad." Endlich sehen wir die „flurenhohen Schornsteine der Pfannhäuser“ von Eben¬ see in der Ferne dampfen: die Abendsonne vergoldet den Rauch, der wirbelnd aufsteigt in die Lüfte. Und auf dem schwarzen See in der Ferne ziehen die rudernden Kähne goldene Furchen! Mondnacht auf dem Traunsee „Am Gmündner-See (180) hat die Natur eine Epopö geschaffen: ich muß Sie hier in medias res hineinreißen, wenn ich erwarten soll, daß Sie auch nur eine halbe Idee erlangen von der Größe dieses Sees. Wir schwimmen mitten auf dem schönen ovalen Spiegel, den dieser dunkel schwarzgrüne meilenlange See in einer der feyerlichsten Gegenden der Erde bildet. Sehen Sie zurück hinab gen Süden. Ein Halbkreis von mehr als fünfhundert und sechshundert klafterhohen Wänden, die grau und kahl, und senkrecht in seine schwarzen Fluthen herabfahren, umfängt ihn dort. Im Osten strebt die nackte Felsenwand des Traunsteins sechshundertsechzig Klafter hoch vor uns empor aus seinen Tiefen. Im Westen zieht sich eine weite Bucht hinein in Waldgebirge, aus denen die gothischen Thürme zweyer Dörfchen uns entgegen winken. Im Norden steigt ein Amphitheater von lichten, lachenden bebauten Hügeln an seinen Ufern auf, und eine freundliche Stadt verdoppelt ihre Reitze in seinem klaren Spiegel. Hier in der Mitte des Sees, dessen weite Wasserfläche ruhig, wie Öhl, vor uns ausgegossen da liegt, hier wollen wir unseren Nachen spielen lassen mit den Wellchen, die unser Schiff umtanzen, nach dem Schlage des Ruders, bis die Abendsonne sinkt; bis die fahlen Wände des Traunsteines, und des Rettelsteines, und des Sonnensteines, und die Felsenpyramide des Traunsteines im Abend

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