OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter uns trägt, hinab in die freundliche Au . .. wo wir landen. Da rauscht ein mäch¬ tiger Bach (der Atterbach), in den der See sich ergießt, den wir befuhren, hinal an den Felsenwänden der rauhen Scharte, und ein freundlicher Landweg führt uns durch Labyrinthe von lebendigen Zäunen und Obstgärten, die murmelnde Quellen durchsprudeln, ... nach Undrach ..." Am Attersee „Da stehen Sie nun (175), an dem schönsten Hafen des österreichischen Oceans, des meergrünen Attersees. Weiter als drittehalb Meilen weit sehen Sie eine seladongrüne Wasserfläche vor sich ausgegossen: ein hellgrüner lichter Streifen, der durch seine ferne Mitte queer durchfährt, scheint seinen Horizont zu theilen und gibt ihm das große Ansehen einer weiten Meeresbucht, die tief in das Land hin¬ einzieht. Der Wind muß gut seyn, der Sie in 4 Stunden von Undrach nach Kammer, die ganze Länge des Sees von Süden gen Norden hin, steuern läßt treffen Sie widrigen Wind, so können Sie wohl auch, wie es einem meiner Ge¬ fährten ergieng, 17 Stunden lang rudern, ehe Sie ihn hinabfahren. Er ist fürchter¬ lich, wenn er stürmet, und ohne Rettung sind Sie verloren, wenn der Nordwind den Nachen hinabschleudert gen Süden, um ihn dort an den Felsenwänden zu zerschellen. Seine nördlichen Ufer sind flache Hügelreihen, die die Gewalt des Nordwinds und des stürmenden Nordwests nicht zu brechen vermögen. Der wälzt sic dann her die stürmetragenden Wolken über die Meeresfläche des Sees, und empört seine Tiefen in regenstäubende klafterhohe Wogen. Aber eben diese niedrigen monotonen Hügel, eben diese stäten Wieder holungen des ewigen Einerley, eben dieß ist es, was die 4 Stunden lange Fahrt längs des Sees hin bey aller Schönheit doch etwas langweilig macht. Es ist angenehm, an den Gestaden eines Sees hinzuschiffen, wo jetzt mitFrüchten beladene Bäume ihre schweren Äste ... herabbeugen, jetzt ein reifes Korn¬ feld oder ein neues Saatfeld mit den Spitzen seiner Halme den Wellen des Sees harmonisch nachwallt; es ist so schön, eine weite grüne Wasserfläche um sich fluthen zu sehen: aber auch das Schöne verliert an Reitz, wenn es zu oft wieder¬ kehrt und wenn es zu groß wird, um die gefällige leichte Übersicht zu erhalten, die es gewähren muß ... Ich rathe (177) Ihnen daher, um alle Gefahr jenes Ehemannes zu vermeiden, der an der Schönheit seiner zärtlichen Gattinn Lange¬ weile bekam, den Attersee nicht der Länge nach zu befahren; sondern bey Undrach in seiner größten Breite zu übersetzen. Da übersehen Sie ihn in seiner ganzen weiten meergrünen Länge hinauf, und die Eintönigkeit seiner Hügel verschmilzt in dem Ideale einer Seebucht, an deren Eingang der kugelige Buchberg einen schönen Vordergrund bildet. Die steilen Wände der Burgau, und die Wand der rauhen Scharte, in der westlichen Ferne der abgerißne Gipfel des Schafberges und der Drachenstein und der Schober beleben in tausendfältigen Formen das große Tableau, das hier, aber auch nur hier, der Attersee gewährt ... Wenn der Westwind Ihren Segel schwellet, so sind Sie in einer halben Stunde in Weißenbach, einem Weiler am östlichen Ufer des Sees."

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