OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter sehr schön ist. Es ist etwas so frisches, munteres in der Ansicht, die dieser artige Markt gewährt, daß man nicht ehe bemerkt, daß der Kirchhof im Vordergrund¬ dieser schönen Vista liegt, bis man näher zu den bekreuzten Mauern hinkommt, und der ganze Zauber sich die gewöhnlichen Formen eines gutgebauten, Wohl¬ stand verkündenden, Marktes auflöset, durch dessen Mitte ein schiffbarer Fluß strömt, der hier einen schiffbaren Bach aufnimmt." In das Salzbergwerk wollen wir bei dem herrlichen Wetter nicht einfahren, das „schmale herrliche Thal“, in dem es gelegen ist, besuchen wir aber auf jeden Fall. Einen Kunstmaler wollen wir aber vorsichtshalber nicht dorthin mitnehmen, denn „der wird .... Tage lang (166) dort sitzen bleiben, und zeichnen an den Wasserfällen, .... an den Felsenpartien, .... an den Hüttengruppen und Mühlen, die diese pittoresken Ansichten beleben. Und wenn er erst das weiße Berghaus oben am grauen Felsen erblickt, zu dessen Seiten in zwei Cascaden die unterirdischen Wasser aus dem Salzberge herabstürzen! Da bringen sie ihn nicht mehr von der Stelle ... und der Tag (167) geht zu Ende, ehe Sie nach St. Wolfgang kommen. Abendstimmung am Wolfgangsee. „Und dort (167) müssen Sie bey Sonnenuntergange seyn, wenn Sie die Kost¬ barkeit dieses Sees ganz genießen wollen ... Ich habe (168) versucht, Ihnen einige Bilder von dem Grundler-See und von dem See zu Hallstadt zum Vor¬ genusse zu entwerfen. Von diesem See ... vermag ich es nicht. Reine, sanft¬ und doch erhabene Schönheit ist über ihn ausgegossen, und Anmuth und hehre Würde sind an seinen stillen Ufern vermählt. Ich habe noch keinen See gesehen unter den vielen Seen, die ich sah, der soviel Zartes und soviel Großes in einer so glücklichen, so wahrhaft ästhetischen Harmonie in sich vereinte ...Es sind ganz eigene Empfindungen, die sich der Seele bemächtigen, wenn man reine Schön¬ heit anschaut. Das Große, das Erhabene, das Schauerliche, das Wilde ergreift, reißt hin und bringt die Seele in Aufruhr: das Schöne bezaubert und gießt ein sanftes, wärmendes Licht durch alle Nerven. Ich kann Ihnen nicht mehr sagen vom Wolfgang-See, lieber Freund! als daß er schön ist, daß er der gehalt¬ reichste Vorwurf zu einem Studium über das Schöne in der Landschaftsmalerey ist. Um dieses Studium aber hier zu vollenden, müssen Sie diesen See in seiner schönsten Beleuchtung sehen, in der sinkenden Abendsonne oder in dem aufschweben¬ den Morgenstrahle; wann die Gipfel der Alpen ... im Purpur glühen; wann die Spitzen der Wogen, ... vergoldet sind von dem Abglanz jenes Purpurs, und noch lange Schattenmassen in den See herein ziehen ... Herr Dr. Schultes rät uns eindringlich, eine Wasserfahrt von Strobl nach Wolfgang zu unternehmen. Aber er warnt uns davor, uns in einen schaukelnden „Anbamler“ zu setzen. Wenn wir die Landschaftsschönheit geruhsam genießen wollen, müssen wir stets einen ordentlichen Nachen, in der Landessprache Plätten genannt, verlangen. Ein Tag verwenden wir natürlich zu einer Exkursion auf den 42

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