OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Wurm: Otto Achaz von Hohenfeld (1614 — 1685) tenau ein bescheidenes Heim gefunden hatte, war beinahe ständiger Gast in Aistersheim, die Witwe des Ortolf Geimann, Johanna Katharina, geb. von Maxlrain († April 1669) erhielt ebenso wie die Oberstenfrau Maria Jakobe Geimann beträchtliche Unterstützungen und Fräulein Beatrix Geimann empfing anläßlich ihres Eintrittes ins Kloster Nonnberg 100 fl Verehrung und Aussteuer. Außer diesen Verwandten erfreuten sich namentlich zwei Schützlinge der Fürsorge des Schloßherrn: Johann Max Haan, der am 16. Oktober 1656 in das Kloster Lambach eintrat 31), und Georg Aitzenberger, der 1651 „auf einer Trage arm¬ selig hieher gekommen“, aus Barmherzigkeit auferzogen und im Februar 1666 wohl ausgestattet entlassen wurde. Die Verwaltung und Leitung der Herrschaft und ihrer Untertanen lag in der Hand eines Pflegers und zwar bekleideten diesen Posten unter Otto Achaz: Leo Huett (1620 — 1626), Wolf Freischlag (16261628), Samuel Feller (1628 — 1640?), Mathäus Wimberger (1640 — 1658) 32) Leopold Khallinger (1658 — 1661), Franz Khrinner (1661 — 1688). Eine zahl¬ reiche Dienerschaft tummelte sich in Schloß und Meierhof, um den vielfachen Bedürfnissen des Schloßherrn und seiner Gäste Genüge zu leisten. Im Besol¬ dungsbüchlein 1659 marschieren sie in Reih und Glied auf wie folgt: Kammer¬ diener, Kellner und Kellnerjunge, Lakai, Schneider, Reitknecht und Junge, Stall¬ bub, Braumeister, Gärtner, Jäger 33), Binder, Torwart, Beschließerin, Köchin Kuchlmensch, Stubenmensch, Haushalterin, Pfisterin, Kutscher, Vorreiter, Vieh¬ halter, Ochsenknecht, Unterknecht, Futterer, Saubub, Obere Mayrdirn, Untere Wenn Mayrdirn, Hühnermensch. Nachtwächter, Gerichts- und Burgfrieddiener. adelige Gäste kamen, ging es hoch her, da mußten die Schulmeister der Umgebung „aufmachen“ oder der „Pfeiffer“ im Dorf und ein „Sackpfeiffer“ aufspielen. Gerne möchten wir mehr erfahren über die Komödienspiele, müssen uns aber mit kurzen Andeutungen begnügen: Die Schulbuben von Aistersheim gaben eine Faschingskomödie, jene von Offenhausen ein Adamsspiel, eine Truppe aus Lam¬ bach ein Faschingsspiel vom verlorenen Sohn. Ein eigenartiger Brauch war das „Schulerfangen“, worunter wir jedenfalls eine Geldsammlung zugunsten der Schule zu verstehen haben. Seltsame Gäste tauchen auf in verarmten Adeligen und Glaubensflüchtlingen aus dem Reiche 34). Mariano Martelli von Camerino will nach Wien verreisen und versteht kein deutsches Wort. Johann Jakob von 3*) Vergl. A. Eilenstein, Die Benediktinerabtei Lambach (Linz 1936) Nr. 247. 32) Der Sohn Mathäus, 1640 in Aistersheim geboren, trat unter dem Ordensnamen Gregor ins Stift Kremsmünster ein und war in der Folge 6. Rektor magnifikus der Benediktiner-Univer¬ sität Salzburg (1681 — 1705) (Sattler, Collectaneen, S. 231). Von den anderen Söhnen wurden Wolf Christoph Kartäuser in Aggsbach (P. Johannes Baptist) und Wolf Nikklas Kapuziner in Iglau (Fr. Bernhardin). 33) Jägerrecht: vom Reh 30 kr, vom Fuchsen 15 kr, vom Dachs 12 kr, vom Hasen 6 kr, vom Rebhuhn 6 kr, von der Wildente 3 kr, vom Habicht 10 kr, vom Krammetsvogel 1½ kr, von Drosch 1 kr und Mistler 1 kr. 34) Für Freunde der Familienforschung merken wir an, daß in den Matriken von Hofkirchen und Grieskirchen in einigen Fällen der Hinweis vorkommt: ist aus dem Markgrafenland (Süd¬ baden) zugereist.

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