OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter vorgelagerte Hindernisse handeln, so erscheint die Welser Anlage gegen Norden gerichtet, umsomehr als ja Wels bei der Annahme der Wirksamkeit nach Norden in dieses Wehrsystem einbezogen erscheint. (Teilstücke von Gräben wurden auch bei Perwend und Marchtrenk gefunden.) Richtet sich die Anlage zwischen Lambach und Wels gegen Norden, so erscheint die Anlage von Vöcklabruck gegen Süden und die Teilstücke zwischen Pichlwang und Lenzing beiderseits der Ager sowohl gegen Westen und Osten gerichtet. Ein bestimmtes System läßt sich daher aus diesen Anlagen, wollen wir sie als Wehranlagen ansehen, nicht gewinnen. Eine Befestigung der Grabensohle durch Anlage eines Betonpflasters, wie ich ein solches an zwei Stellen gefunden habe, ist für einen Wehrgraben wohl auch überflüssig. Ich bin geneigt, die Bauwerke als Straßen anzusehen und es würden die beiden Teilstücke Wels — Lambach und Puchheim — Pichlwang sonach Teil¬ stücke der Römerstraße von Ovilava — Tergalope — Juvavum vorstellen, deren Verlauf ja bis heute unklar und unsicher ist. Mit Wällen eingesäumt, gewährten solche Straßen, die wohl ähnlich den Landgråben mit dichten Dornenhecken eingesäumt waren, der marschierenden Truppe und verkehrenden Fuhrwerken einen gewissen Schutz gegen plötzliche Über¬ fälle der gefürchteten Barbaren und Schutz gegen Raubtiere. Reste solcher Hage fand ich auch noch an drei Stellen, einer von ihnen besteht nur aus Hainbuchen. Auch der Wirt am Berg, die Tafern am Hagen, zeigt uns nach ihrem Namen ja noch deutlich, daß hier ein solcher Hag vorhanden war. In Dornet hat ver mutlich die Straße von Preising nach Puchheim die Ager überschritten. Die Dornetmühle bei Lambach, die 1718 von der Traun weggerissen wurde (Schiff mann), dürfte vermutlich bei Ufer gestanden sein, wo sich vor 20 Jahren noch Mauerreste vorfanden. Beide Namen leiten sich wohl von Dorngehegen ab, mit welchen die Straßen eingesäumt waren, die hier liefen. Zu erwähnen ist hier auch der Hausname Dornetmann (1599 Tornach) in Hainprechting. Daß solche Anlagen auch von den Römern geschaffen wurden, zeigen die Über¬ reste eines Flechtwerkzeuges bei Gunzenhausen und Pfünz in Bayern, die hier noch auf längerer Strecke zu sehen sind (Dr. Friedrich Wagner, „Die Römer in Bayern"). Die in Oberösterreich bisher zutage getretenen Reste römischer Straßen sind so gering, daß Vergleichsstrecken so gut wie fehlen. Römische Straßenstrecken wurden in ähnlichem Baugelände bei Lorch und Attnang aufgedeckt. Die Lorcher Strecke, die sich im Zuge der Stadlgasse gegen den ehemaligen Ennsübergang hinzieht, liegt in einer Tiefe von 1.20 bis 2 Metern unter dem heutigen Boden. Auch die von Enns gegen Osten ziehende „Alte Landstraße“, unter der man die alte Römerstraße vermutet, liegt bei zwei Meter unter dem natürlichen Boden¬ niveau und ist heute knapp vor Enns südlich neben der heutigen Bundesstraße als breiter tiefer Graben zu sehen. Reste einer flachen Dammschüttung sind auch hier am südlichen Rand der alten Straße noch zu sehen. Auf ähnliche Verhält¬ nisse bei Attnang wurde schon hingewiesen. Denken wir uns den Graben bei Enns beiderseits mit dem aus dem Aushubmaterial geschütteten Gräben begleitet, so

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