OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Jandaurek: Die Römerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck der Vöckla und wohl auch durch menschliche Kulturarbeit das Gelände im Laufe der Jahrhunderte stark verändert, so daß wir sichere Spuren des Bauwerkes nicht auffinden können. Folgen wir der vermutlichen Trasse nach Obertalheim, so sehen wir rund 600 Meter östlich der Kirche, beim Bahnwächterhaus Nr. 307, im Terrassenhang wieder eine muldenförmige Anlage in der Richtung gegen das Mutterhaus der Schulschwestern ziehen. Diese Anlage hat eine Länge von rund 650 Metern und endet, wo die beiden Wegparzellen 295 und 296 der Katastral¬ gemeinde Vöcklabruck zusammentreffen. Hier hat die Feldarbeit in den Äckern weitere Spuren vernichtet. Die Richtung des Grabens weist gegen das Mutter¬ haus und jenen Punkt der alten Bundesstraße, wo diese, von Timelkam kommend, einen scharfen Bogen gegen den Stadtturm von Vöcklabruck einschlägt. Dieser Teil der alten Bundesstraße scheint sonach ein Teilstück der alten Grabenanlage zu sein. Ist schon der scharfe Bruch durch das Gelände nicht bedingt, so zeigt auch die Einmündung zum Stadttor, wo die Straße wieder im rechten Winkel bricht, daß seinerzeit bei Anlage der Straße andere Gesichtspunkte maßgebend waren, als die Lage der heutigen Stadt. Die Straße zog wohl, ehe die Stadt Vöcklabruck bestand, in zügiger Richtung vom Bahnwächterhaus kommend, ein Stück durch die alte Bundesstraße überdeckt, gegen Schöndorf. Hier wurden ja römische Altertümer aus dem Boden geborgen. Wir folgten hier wohl nur einem Nebenast, der vom Bahnwächterhaus nach Schöndorf zog. Der Hauptast verlie von Obertalheim, wohl der heutigen gerade laufenden Straße folgend, gegen Pichlwang, wo wir ja einen Teil einer Grabenanlage gefunden haben. Über einen Weiterverlauf von Obertalheim gegen Timelkam, in welcher Richtung Berlinger die Römerstraße annimmt, kann ich noch kein Urteil abgeben. Es erhebt sich nun die Frage, wie und wann diese Anlagen gebaut wurden und welchem Zweck sie dienten. Ehe wir in die Beantwortung dieser Fragen näher eingehen, weise ich auf ähnliche Bauwerke hin, die sich in Bayern befinden. In der Schriftenreihe „Deutsche Gaue“, Band 1904 —05, Seite 158, wird unter dem Titel „Neuentdeckte Bewässerungsanlagen aus alter Zeit" auf ähnliche Bauwerke am Lechfelde bei Augsburg, sowie bei Marktl und Kastl hin¬ gewiesen. Die beiden letztgenannten Orte befinden sich westlich der Salzach, in der Nähe der Alz und von Altötting. Die Anlage am Lechfelde erstreckt sich auf eine Länge von rund 5 Kilometern und weist angeblich zahlreiche, vom Haupt¬ graben ausästende Rinnsale auf, die die Anlage als Bewässerungsanlage erkennen lassen. Die Anlage bei Marktl besteht aus zwei mehr oder weniger parallel laufenden Gräben, die von Marktl, alzaufwärts gegen Hohenwart an der Straße Altötting — Burghausen in einer Länge von 3.7 bzw. 9.4 Kilometern führen. In dieser Linie lief auch eine römische Konsularstraße, die in Hohenwart eine solche, die von Neuötting nach Burghausen zog, kreuzte (Huber). Die beiden Gräben werden Laber-Gräben genannt. Es sei hier darauf hingewiesen, daß sich südlich der Ortschaften Ober-, Mittel- und Niederlab (nördlich von Wels) auch eine Grabenanlage befindet. Die Bezeichnung Lab scheint sonach mit den

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