OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter schlossenem Verband zu pflanzen. Sie hat sich aber nicht besonders bewährt, da sie sich in Europa anfälliger als in der Heimat erwiesen hat. Die Landschafts¬ pflege wird sich nur in jenen Fällen ihrer annehmen, wo sie als sogenannter „Solitär“ dem Landschaftsteil eine besondere Note verleiht. Vier andere Bäume: der Walnußbaum aus Südeuropa („Welsch¬ nuß!"), die Spitzpappel aus der Lombardei, die Noßkastanie aus Nordgriechenland und die sogenannte. Akazie aus Nordamerika sind bei uns schon recht heimisch geworden, die letztere oft mehr als uns lieb ist, denn sie ist ein recht unduldsamer Ausländer, der vor unseren eigenen Holzgewächsen den Vorzug genießt, in der Jugend besonders lange, spitze Abwehrdornen zu haben. Außerdem vermehrt sie sich leicht durch Ausläufer und nimmt auch mit steinigem oder sandigem Grund vorlieb. Im östlichen Niederösterreich und im Burgenland ist die sogenannte Akazie geradezu zum Charakterbaum halb versteppter Gebiete geworden. Ihre Anspruchslosigkeit läßt sie im besiedelten Raum an Straßen¬ rändern, Schuttplätzen und anderem Ödland zum Kulturfolger werden. Der Land¬ schaftspfleger wird sie der freien Natur fern halten zu Gunsten alteinheimischer Hölzer. Die Akazie führt ihren Namen mit Unrecht, denn die echten Akazien mit ihren prachtvollen goldgelben Blüten gehören Arabien und Afrika an. Was wir Akazie nennen, führt den wissenschaftlichen Namen Robinie (Robinia pseudacazia) zu Ehren des königlichen Schloßgärtners Robin, der um 1600 die Robinie aus Virginien nach Paris in den ersten botanischen Garten eingeführt hat. Der deutsche Name Schotendorn dürfte sich allmählich einführen, denn er erinnert sehr anschaulich an die langen, dunklen Hülsenfrüchte, die an dem entlaubten Baum noch lange hängen bleiben. Das harte Holz ist vorzüglich und die großen weißen Blütentrauben liefern eine üppige Bienenweide. Der Schotendorn zeigt also neben der Schattenseite seiner Unduldsamkeit auch manche Lichtseite — wenigstens für Ortschaften. Die Roßkastanie —so genannt nach der Hufeisenform ihrer Blatt¬ narben — hat sich als bester Schattenspender, als Alleebaum und bei Gasthäusern sehr beliebt gemacht. Ihre reiche, im Mai mit lotrechten Blütentrauben über¬ säte Krone, ihr breiter behäbiger Wuchs lassen sie dem Barockstil formverwandt erscheinen. In den Parks von Stiften, Schlössern und Herrenhäusern und in öffentlichen Anlagen ist die Roßkastanie eine bereits vertraute Baumgestalt ge¬ worden. Der Naturschützer begrüßt ihre Erhaltung auch in solcher Umgebung (z. B. Freinberg, Wilhering, Losensteinleiten, Spital am Pyhrn) aus Schönheits¬ gründen, aus praktischen Gründen aber wegen ihrer herben, gerbsäurereichen Früchte, die im Nachwinter für das Wild ein heilkräftiges Futter abgeben. Der Walnußbaum zeigt — ähnlich wie der Schotendorn — seine süd¬ liche Abstammung durch außerordentlich späte Belaubung an. Seine Anfälligkeit gegen Fröste hat in den harten Wintern um 1928 wohl ein Drittel aller oberöster¬ reichischen Nußbäume zu Grunde gehen lassen. In der landschaftlichen Bedeutung 180

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