OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Bei den vorgenannten Fahrten — nur Geyer und Lamberger und später Reichl gingen ohne Führer — waren Eustach Prieler und einmal Ignaz Stallinger als Bergführer beteiligt. Der Abstieg wurde vielfach in die Dietlhölle gemacht. Bemerkenswert unter diesen Fahrten ist besonders der Anstieg Lambergers, der die Umgehung des ganzen Nordwestvorbaues (auf dem gewöhnlichen Anstieg nach der blauen Markierung) vermeidet. Bergführer Georg Auer entdeckte und durch¬ stieg in dieser Richtung, also zwischen Nordpfeiler, bzw. Nordwestwand und nord¬ westlichem Schroffenvorbau, den nach ihm benannten Auer-(Nordwest-) Kamin, den er bei seinen Führungen der ab 1890, vor allem durch die Erbauung des Carl¬ Krahl-Schutzhauses, des jetzigen Prielschutzhauses, jährlich sich mehrenden Spitz¬ mauerfahrten sehr oft benützte. Heute wird der Auerkamin fast nur im Abstieg benützt. Der früher auch mehrfach begangene und bekannte Anstieg von der Klinseralm (heute verfallen) über den Hals (zwischen Ostrawitz und Spitzmauer¬ Südostgrat), Südflanke und Spitzmauerplan wurde wegen seiner größeren Müh¬ samkeit bald nicht mehr ausgeführt und ist heute vollständig in Vergessenheit geraten. Die eigentliche bergsteigerische Erschließung der Spitzmauer fällt aber in das gegenwärtige Jahrhundert und hat sich im wesentlichen im 1. und 4. Jahrzehnt vollzogen. Gehört die erste Periode noch der klassischen Alpenerschließung an, die hauptsächlich von dem unvergeßlichen und ausgezeichneten Linzer Felsgeher Nobert Damberger vorgetrieben wurde, so die zweite der Zeit der Nacher schließung der Alpen; ihr Einleiter war Sepp Eitzenberger (Steyr), ihr haupt¬ sächlicher Träger Valentin Strauß. Sind die Daten des ersten Erschließungs zeitraumes fast durchwegs in der bewährten Österreichischen Alpenzeitung fest¬ gehalten, so konnte ich die Nacherschließung nach mühevoller Arbeit in dem von mir bearbeiteten „Kletter- und Wanderführer durch die Prielgruppe“ (1947), der in diesen Blättern bereits besprochen wurde, zusammenstellen. Von diesen letzteren Fahrten ist bisher kaum etwas in der alpinen Literatur veröffentlicht worden. Von den ersten Kletterwegen über den Südostgrat, die „Gruberrinne“ und durch die herrliche Ostwand bis zu den neuen schwierigen Nouten über den Ostwand- und über den Nordpfeiler, führen heute mehr als ein Dutzend Kletter¬ führen auf die Spitzmauer. Die erste Skiersteigung ist zweifellos zu Östern 1909 erfolgt, wo im Nahmen einer Gemeinschaftsfahrt der Sektion Linz des D. u. O. Alpenvereines der Spitzmauerplan mit Skiern erreicht wurde. Die erste groß zügige Winterbergfahrt vollführten Karl Rodler und Hans Rubenzucker (Linz), indem sie 1938 die Ostwand erstmals im Winter durchkletterten. Waren es einmal jährlich eine Partie oder gar alle paar Jahre ein, zwei Menschen, die dem stolzen Gipfel der Spitzmauer zustrebten, so vergeht heute kaum ein schöner Sommertag, an dem dieser Berg nicht besucht wird und an sonnen¬ hellen Samstagen und Sonntagen ist die kletterfrohe Jugend aus Linz, Steyr, Wels und anderen Orten unserer Heimat auf allen ihren Felswegen zu finden. Manchem ist die Spitzmauer wohl zum Berg seines Schicksals geworden, so als 173

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