OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Stücken zu ¾ Pfund für jeden Mann und Semmelkren, Erdäpfeln oder anderem Gemüse bestand. An Fasttagen gab es kein Rindfleisch, dafür Knödel oder der¬ gleichen. In der Früh und nachmittags gab es nur Trunk und Brot. Von dem Koch des beschriebenen Zuges erzählt Fereberger eine heitere Geschichte. Die Schiffmeisterfrauen haben stets darauf gehalten, daß der Koch bei der Heimkehr des Schiffzuges das während der Fahrt gesammelte „Abschöpffett“ abliefere, da¬ mit sie dann während des Winters damit ihre „Einbrennen“ herstellen könnten. Bei manchem Schiffzug gab es bis zu hundert Pfund Fett. Der Koch des be¬ schriebenen Zugs hatte aber das Fett in Wien verkauft und redete sich aus, daß von Pest bis Wien derart fettes Büffelfleisch geliefert worden sei, daß die Suppe in Folge des vielen Fettes fast ungenießbar war. Er mußte fast die ganze Suppe abschöpfen und konnte einen großen Kübel Fett sammeln. In Wien habe er aber alles verdorben gefunden und in die Donau werfen müssen. Von Wien bis Lin aber sei nur mageres Fleisch geliefert worden und da habe es kein Abschöpffett ge¬ geben. Die Schiffmeistersfrau aber durchschaute den Koch, der das Fett in Wien verkauft hatte, und sorgte für seine Entlassung. Auf dem Nebenbei befanden sich: 1) Der Schiffschreiber. Dieser führte die Kasse, besorgte Einkäufe usw., übte die Kontrolle in allen wirtschaftlichen Belangen und konnte als Vertreter des Schiffmeisters jederzeit sein Veto einlegen. Auf die Führung des Schiffzuges war ihm aber nur in besonderen Fällen eine Einflußnahme eingeräumt. Nur bei Ge¬ fahr im Verzuge und anderen kritischen Ereignissen mußte ihn der Sößstaller hören. Hier eine kleine Episode aus der guten alten Zeit. Es ist noch vor 60 bis 70 Jahren (vor Verfassung der Schrift) der Fall gewesen, daß einige Schiffmeister, die nicht lesen und auch nicht schreiben konnten, gar keine Schiffschreiber hielten. Sie haben das Rechnungswesen ihres Geschäftes jahraus, jahrein, durch ihr an¬ gestammtes gutes Gedächtnis im Kopf getragen oder zum Teil durch ihre Kinder oder Angehörigen, soweit es möglich war, in Evidenz gehalten. Sie sind gut ge¬ fahren und haben in ihren Unternehmungen Glück gehabt. Sie sandten ihre Schiffe oft weit aus und übergaben ihren Sößstallern in einer „Saubladern“ das Rech¬ nungsgeld, drei- bis viertausend Gulden und auch mehr in Silber. Am Endpunkt der Fahrt sind sie selbst erschienen. Hatten sie Zollabfertigungen, so übergaben sie diese einem Kaufmann. Kam der Schiffzug nach Hause, so erschien der Sößstaller bei seinem Herrn und sprach: „Sö Herr, da haben S' Ihre Bladern wieder und das übrige Geld“ und der Herr nahm es, ohne nachzuzählen, ohne Rechnungs¬ legung. Das ist vielfach besonders bei den Innfahrern vorgekommen. 2) Der Nebenbeifahrer. Dieser stand die ganze Zeit beim Timon 22) und steuerte den Nebenbei. 3) Der Hilfsruderer, der ihm dabei half. Gleichzeitig war dieser der Bediente des Schiffschreibers. 22) Das Steuerruder eines Fahrzeugs für den Gegenzug, seit der Wende des 18. Jahr¬ hunderts im Gebrauch. 145

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