OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Erinnerung an die Zugschiffahrt auf der Donau Nach den Aufzeichnungen Anton Ferebergers Als im Jahre 1837 das erste Dampfschiff die Donau von Wien nach Linz befuhr, herrschte auf dem Strom noch eine außerordentlich rege Ruderschiffahrt. Von einzelnen Uferorten der Donau und ihren Nebenflüssen wurden Waren in meistens nur leicht gebauten Fahrzeugen nauwärts gebracht, gewöhnlich nach Wien, wo die Schiffe zusammengeschlagen oder für eine weitere Naufahrt ver¬ wendet wurden. Dagegen wurden Waren aus Niederösterreich und Ungarn mittels der sogenannten Schiff- oder Gegenzüge nach Orten an der Donau oder dem Inn gegenwärts befördert. Diese Schiffzüge sind uns oftmals beschrieben worden *). Sie zeigten stets nur geringfügige Unterschiede in ihrer Zusammensetzung und ihren Benennungen. Diese Beschreibungen stammen meistens von Leuten, die vielleicht die Schiffzüge aus eigener Anschauung kannten, die aber nicht mit ihrem Betrieb derart verbunden waren, daß ihnen nicht der oder jener Fehler unter¬ laufen wäre. Es ist daher sehr erfreulich, daß im Jahre 1896 ein gewisser Anton Fereberger es unternommen hat, eine „Erinnerung an die Zugschiffahrt" zu ver¬ fassen, die er handschriftlich hinterlassen hat und die in ihren mitunter sehr drastischen Ausführungen deutlich das Gepräge persönlicher Erfahrung trägt. Der Verfasser hat zweifellos in seiner Jugend noch tätigen Anteil an den Schiffzügen genommen 2). Die folgenden Ausführungen stützen sich ausschließlich auf Ferebergers etwas wirre Aufzeichnungen, die nur in geordnete Form gebracht und überflüssigen oder sinnstörenden Beiwerks entkleidet wurden. Unrichtige Schreibweisen wurden im allgemeinen berichtigt und einzelne nicht der Schiffersprache zugehörige Wörter durch die richtigen Ausdrücke ersetzt 3) Der beschriebene Schiffzug dürfte im Jahre 1843 oder 1847 stattgefunden haben. Die erstgenannte Jahreszahl ist gelegentlich der Erzählung einer Episode erwähnt, mit 2. Mai 1847 ist das am Schlusse angeführte „Conto finto“ datiert. Jedenfalls war er einer der letzten großen Schiffzüge. Fereberger sagt, daß das Zugfahren noch vor dem Jahre 1849 endgültig begraben wurde. *) I. A. Schultes, Donau-Fahrten (1819); A. Baumgartner, Prospekt eines completten churbaierischen Salz-Schiffzuges, Polizey-Übersicht von München v. Monat Dezember 1804 - April 1805 (1805) XIII, XIV, XV; L. Leythäuser, Die ung.-pass. Getreide-Schiffzüge, Bayer¬ land 11 (1900) S. 284; L. Commenda, Ein Schiffzug vor sechzig Jahren, Unterhaltungs-Beilage der Tages-Post (Linz) 1902, Nr. 5; S. Pallauf, Die Schiffahrt auf dem Innstrom, Das bayr. Inn-Oberland V (1906) Nr. 4. 2) Anton Fereberger wurde am 7. Juli 1824 in St. Peter bei Linz als Sohn des Zillen¬ hüters Th. Fereberger geboren. Bei seiner Trauung am 12. April 1853 ist er als Buchhalter bei Schiffmeister Mayer in Linz und als Sohn des k. k. Salztransportamts-Zillenhüters Thomas Fereberger angegeben. Er starb als Vertreter der Süddeutschen Donau-Dampfschiffahrts-Gesell¬ schaft am 26. März 1900 in Linz. 3) In den Anmerkungen ist darauf verwiesen. 142

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