OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter das Haus Pfalz wieder in die Lage kommen werde, Kuefstein sein ritterliches Verhalten zu belohnen 21 Ruprecht von der Pfalz hatte während der ersten Zeit seiner Haft das 20. Lebensjahr noch nicht vollendet. Er war in mancher Hinsicht sich der Richtig¬ keit seines Verhaltens nicht so ganz sicher, war bei allen seinen Handlungen, bei allen seinen Bitten um größere Freiheit stets gehemmt durch die Angst, dem Ansehen seines Hauses zu schaden. Kuefstein entgingen diese seelischen Hemmungen, unter denen der Prinz zu leiden hatte, keineswegs und in seinen Relationen weist er wiederholt darauf hin. So konnte sich Ruprecht zunächst so gerne er es wollte, nicht entschließen, seine Bitte um Freilassung oder wenigstens Lockerung seiner Haft dem Kaiser schriftlich vorzutragen, er machte geltend „er seye ein schlechter concipist, wisse nicht den terminum und stylum", dem Kaiser zu schreiben; in Wirklichkeit jedoch, meint Kuefstein, band ihm die Sorge, bei den Seinigen damit Unrecht zu tun, die Hände 22). Und als Kuefstein einmal von sich aus den Wunsch nach einem Schreiben des Prinzen an den Kaiser zum Ausdruck brachte, da entschuldigte sich der Pfalzgraf mit seiner Unerfahrenheit, er könnte zuviel oder zu wenig tun, es sei ja bekannt, wie sehr er gegenwärtig namentlich vom König von England abhängig sei 23) Der Linzer Östermarkt enthob den Prinzen, der die Eintönigkeit der ver¬ fließenden Zeit mit Lesen, Reiten im Schloßhof, Kegelscheiben und Spazieren in den „inneren Schloßgärten“ zu zerstreuen suchte, wenigstens der Geldsorgen. Ein Wechsel auf 3000 Gulden ermöglichte es ihm, Kuefstein die vorgestreckten 100 Du¬ katen zurückzustellen. Da der Graf sie jedoch durch den Vizedom bereits erhalten hatte, schickte er sie dem Prinzen zurück. Ruprecht verweigerte aber die Annahme mit dem Bemerken, man könnte übel über ihn reden, wenn er vom Kaiser Geld annehme 24 Die militärische Lage in den Jahren 1639/40 war durch das Vordringen der Schweden unter Baner bis tief nach Böhmen hinein gekennzeichnet. Die Gefahr für das Land ob der Enns war erheblich groß 25). Es bewirkte dies zwar keine direkte Verschärfung der Haft des Pfälzers 26), doch hatte Kuefstein nament¬ lich im Zusammenhang mit einem Schreiben Carl Ludwigs, des älteren Bruders Ruprechts, schwere Sorgen. Die Bemerkung in dem Brief des pfälzischen Präten¬ denten, er werde keine Gelegenheit außeracht lassen, seinem Bruder zu dienen, und die Nachricht, daß Carl Ludwig den Schweden in Böhmen Truppen zuführe und wohl auch selbst dort sei, steigert Kuefsteins Unruhe. Er befürchtet, daß durch die Wühlereien der oberösterreichischen Emigranten die Bürger und Bauern auf¬ 21) Briefe Elisabeths an Ruprecht: o. D. (1639), Haag, 23. 5. 1639, 14. 5. (1640). 22) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 12. 5. 1639. 23) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 2. 7. 1639. 24) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 12. 5. 1639. 25) F. Pritz, Geschichte des Landes ob der Enns, Bd 2 S. 439. 26) So in der englischen Literatur; vgl. Kuefstein, Familiengeschichte, Bd 3 S. 292. 118

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