OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter mit Nuprecht erwirkt 14) Bereits am 16. März war der Engländer in Linz. Die Unterredung mit dem Pfalzgrafen fand im Beisein Kuefsteins, und da Kuefstein der französischen Sprache nicht mächtig war, auch in Anwesenheit des Kaspar von Starhemberg und am zweiten Tag des David Ungnad statt. Sie war zum großen Teil ein Monolog des britischen Diplomaten, da der junge Prinz sehr niedergeschlagen war und selten sein Schweigen brach. Der Resident tröstete den stillen Prinzen, der einen kläglichen Eindruck machte, sagte ihm, er habe den Kaiser um seine Freilassung gebeten und Ferdinand III. habe lachend erwidert, das werde wohl nach und nach geschehen. Der Engländer verwies auch darauf, daß bei einem Ehrenwort des Prinzen, nicht zu fliehen, diesem vielleicht gestattet werde, am kaiserlichen Hof zu leben. Er gab ihm auch Adressen, deren er sich bedienen möge (Trautmannsstorff und Khevenhüller). Der Pfalzgraf raffte sich endlich zu der Bemerkung auf, das wäre ihm wohl lieb, aber lieber wäre er in England. Nach Trostworten bezüglich der Hilfe des Königs von England und der Genehmigung Kuefsteins, daß dem Residenten Briefe an den König und die Königin von England eingehändigt werden dürften, wurde der Pfälzer etwas fröhlicher. Der englische Diplomat erzählte auch, der bayrische Gesandte habe ihm erklärt, Bayern werde die „untere Pfalz“ restituieren. Der König von England werde es sich zum Ruhm anrechnen, ein Mittler zu sein und er hoffe Deutschland bald wieder in Ruhe zu sehen. Wenn die deutschen Fürsten unter französische Herrschaft kämen, würde es mit ihrer Libertät bald zu Ende sein. Bereits hier tauchte auch die Frage auf, den Pfalzgrafen gegen den Prinzen Casimir von Polen auszuwechseln. Dieses Problem spielte während der ganzen Zeit der Haft des Kurpfälzers eine Rolle, es kam jedoch nicht zu diesem Ge¬ fangenenaustausch. Mit der Übergabe der Briefe für die englische Königsfamilie, die von Ungnad für die Zensur verdolmetscht wurden und der Bitte des Pfalz¬ grafen um lustige Bücher, Komödien oder Ähnliches, fand dieser erste diplomatische Akt der Stuarts für den Sproß ihres Hauses seinen Abschluß 15). Nun begann der Alltag. Der Pfalzgraf konnte die befohlene Entlassung seines alten Kammerdieners Johann de Haust, der ihm zehn Jahre gedient hatte, nur schwer ertragen. Kuefstein mußte ihm zu dessen Abfertigung das Geld vor¬ strecken. Der Pfalzgraf begann sogleich seine Bemühungen, die engen Grenzen, die ihm gezogen waren, allmählich zu erweitern. Kuefstein tat alles, dem jungen Pfälzer sein Leben zu erleichtern. Er hatte in dessen Zimmer eine Schießtafe! aufstellen lassen und im versperrten Schloßgärtlein konnte der spielselige Prinz Kegel scheiben. Kuefstein besuchte ihn täglich und lud ihn häufig zu Tisch. Der Prinz, meinte er, und die Seinigen hätten keine Ursache, übel zu reden, vielmehr könnten sie nur die kaiserliche Milde rühmen. Das erste Streben des Prinzen ging nach dem ständischen Ballhaus. Er drängte Kuefstein, der wegen der Bauern, 12) Ferdinand III. an Kuefstein, Wien, 2. 3. 1639. 15) Der Besuch ist skizziert nach dem Bericht Kuefsteins an den Kaiser, Linz, 18. 3. 1639 und den Relationen Starhembergs (Riedegg, 17. 3. 1639) und Ungnads (Linz, 17. 3. 1639). 116

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