OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Kneidinger: Die Steinzeit Oberösterreichs wulstförmiger Erweiterung um das Bohrloch. Hierher ist vielleicht aucheine kürzlich bei Pabneukirchen (Bez. Perg) gefundene Axt zu rechnen (Abb. 61) allerdings auch der Mondseekultur nahe steht 57). Die in der Schnurkeramik hie und da auftretenden strichverzierten Axte sind in Oberösterreich durch zwei Exemplare vertreten. Das eine stammt von Linz-Lustenau (Abb. 55), vom zweiten ist der Fundort leider unbekannt, doch handelt es sich sicher um einen oberöster reichischen Fund. Es liegt in der Sammlung Gallneukirchen (Hauptschule). Es ist ein Bruchstück mit neuer Bohrung, das als Hammer Verwendung fand, wie die Schlagmarken an beiden Enden bezeugen (Abb. 57). Gegenstücke dazu können aus Thüringen-Sachsen und aus Bayern angeführt werden 58). Schließlich ist noch eine schnurkeramische Lanzenspitze aus Feuerstein zu erwähnen, die bei Eferding gefunden wurde (Abb. 62) und die eine ähnliche Form hat wie die aus Bayern stammenden Stücke 59). Nach diesen Funden, die sich bei genauer Durch¬ arbeitung des steinernen Fundmaterials unseres Landes sicherlich noch vermehrer lassen, müssen wir annehmen, daß die schnurkeramische Kultur in Oberösterreich sowohl nördlich als auch südlich der Donau verbreitet war. Von der Glockenbecherkultur wurden 1940 zwei Gräber in Scharlinz fest¬ gestellt. Die dazu gehörigen Skelette waren allerdings durch Erdarbeiten schon vollkommen zerstört, die Beigaben jedoch konnten gerettet werden. Sie bestehen aus zwei typischen Glockenbecherdolchen aus Kupfer (Abb. 64, 65), dem Bruchstück eines Knochenzierats, einer Tonschüssel (Abb. 67) und drei Henkeltöpfchen aus Ton, von denen eines eine bandartige Verzierung oberhalb der Bauchmitte auf¬ weist (Abb. 66). Ganz ähnliche Henkeltöpfchen fanden sich auch in zwei Hocker¬ gräbern, die 1926 etwa 1 km nördlich von Scharlinz aufgedeckt wurden. Diese Gräber sind daher sicherlich auch der Glockenbecherkultur und nicht der Früh aunjetitzer Kultur, wie man früher glaubte, zuzuweisen 60), In Zukunft dürfen wohl noch weitere Funde der Glockenbecherkultur und der Schnurkeramik erwartet werden, wenn auch nicht anzunehmen ist, daß sich für diese Kulturen einmal eine ebenso dichte Besiedlung wie für die Mondseekultur in unserem Lande feststellen lassen wird. 57) Vgl. F. Birkner, Die schnurkeramische Kultur in Südbayern, Bayerische Vorgeschichts¬ blätter 1933 S. 1—18, Abb. 3, 9 und 4, 6. 58) Aberg, Das nordische Kulturgebiet in Mitteleuropa, S. 34. — G. Hock, Die schnur¬ keramische Kultur in Mainfranken, Bayerische Vorgeschichtsblätter 1931/32, Tafel VII, 2, a — c. — K. Willvonseder, Die ur- und frühgeschichtliche Forschung in Österreich, Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit 1937 G. 221—237, Tafel 52, 2. 59) F. Birkner, Die schnurkeramische Kultur in Südbayern, Bayerische Vorgeschichtsblätter 1933 Abb. 2, 1—4. 60) F. Stroh, Funde der Glockenbecherkultur in Oberdonau, Wiener Prähistorische Zeit¬ schrift 1941 S. 74—82. 111

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