OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Kneidinger: Die Gteinzeit Oberösterreichs An dem letzten Fundplatz soll Nähe von Waizenkirchen nachgewiesen werden. sein, der leider nicht erhalten unter anderem ein Einbaum zutage gekommen geblieben ist. Größere Bedeutung kommt unter den Pfahlbaustationen Ober¬ österreichs nur denen des Mond- und Attersees zu. Im Mondsee entdeckte der österreichische Forscher Matthäus Much 1872 die Pfahlbauspuren von See am Ostende des Mondsees und 1874 die von Scharfling am Südufer des Sees. Mit unermüdlichem Eifer betrieb Much, der durch viele Sommer in dem Dörfchen See lebte, die Pfahlbauforschung und brachte durch Baggerungen und sorgfältige Durchsuchung, bzw. Durchsiebung des Aushubes, ein so wichtiges und reiches Fund¬ material, namentlich von der Station See, zustande, daß man nach diesem Fund¬ platz die Pfahlbaukultur Oberösterreichs als „Mondseckultur“ bezeichnete. Die Pfahlbauten des Attersees untersuchte seit 1870 Graf Gundacker Wurmbrand. Zuerst entdeckte er am Ausfluß des Attersees die Pfahlbauten von Seewalchen. Seither wurde die Zahl der festgestellten Stationen immer größer. Vom Jahre 1932 an trat die Pfahlbauforschung durch die Arbeiten des Urgeschichtlichen Institutes in Wien im Verein mit dem Heimathaus Vöcklabruck in ein neues Stadium. 1937 weiß Willvonseder bereits von 15 Stationen des Attersees zu berichten, die sich längs des West- und Ostufers hinziehen. Als die wichtigste Fundstelle ist aber noch immer die von Seewalchen zu bezeichnen, die ein besonders reiches Fundmaterial lieferte. Der außerordentlich trockene Sommer und Herbst des vergangenen Jahres veranlaßte das Naturhistorische Museum in Wien im Spätherbst 1947 neuerdings Untersuchungen am Attersee vorzunehmen, die Dr. Karl Krenn leitete und die besonders die Aufnahmen der Station Aufham und Seewalchen zum Ziele hatten. In dem Fundgebiet der Pfahlbauten von Seewalchen konnte dabei ein länglicher, brückenförmiger Pfahlrost festgestellt werden, auf dem die einzelnen Hütten standen. Neuere Forschungsmethoden, wie z. B. die Verwendung eines Ausgrabungskastens, von Reinerth bei der Untersuchung der Pfahlbauten von Sipplingen am Bodensee angewendet, kamen in den oberösterreichischen Seen bisher nicht zur Durchführung. In der vorliegenden Arbeit wird darauf verzichtet, ein Kulturbild der ober¬ österreichischen Pfahlbauten zu entwerfen, da die beiden Werke von Leonhard Franz 38) und Kurt Willvonseder 39) darüber genügend Auskunft geben. Auch sind in diesen Werken die wichtigsten Literaturangaben zu finden. Hier soll ledig¬ lich zu einigen Problemen der Pfahlbaukultur Stellung genommen werden. Zunächst ist festzustellen, daß die Mondseekultur nicht nur Pfahlbausiedlungen, sondern auch Landsiedlungen umfaßt. Die Verbreitung der Funde gibt uns darüber Aufschluß. Im Gegensatz zur Donaukultur sind die Fundplätze jetzt über den ganzen Raum zwischen Inn und Enns, nämlich über das Alpenvorland und das Donaugebiet, netzartig verbreitet. Auch das Gebiet der Traun-Enns-Platte 38) L. Franz und J. Weninger, Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mond¬ see, Materialien zur Urgeschichte Österreichs Heft 3 (Wien 1927). 30) K. Willvonseder, Oberösterreich in der Urzeit. 105

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