OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Steyr beruht ein Teil dieser Schönheit auf der guten Auswertung seines Stufengeländes und der Mannigfaltigkeit seiner geologisch verschiedenen Gesteinsarten. Im ersten Schaukasten wird die Gesteinswelt des Erzberges gezeigt, und zwar eine Auswahl von Erzen mit den Begleit¬ mineralien, vor allem die berühmte Eisenblüte von Eisenerz und der Erzbergit. Die anderen Schaukästen zeigen Gerölle und Geschiebe der Enns und Steyr und aus der Gesteinswelt des Steyrer Gebiets geologische Probestücke und Versteinerungen von der jüngsten Neuzeit der Erde bis zum Granit des Buchdenkmals von Großraming. Die vor- und frühgeschichtliche Sammlung enthält die Funde von der Langensteiner Mauer, die der neolithischen Zeit um 2000 v. Chr. angehören. Es sind Ganz= und Halbfabrikate, hauptsächlich von Lochäxten und Flachbeilen. Die Römerzeit ist durch den spätrömischen Gräberfund von Ernsthofen bei St. Valentin (400 n. Chr.) vertreten, und zwar durch etliche gut erhaltene Tongefäße, Gläser, Bronzespangen, Armringe. Aus dem frühen Mittelalter ist eine große Anzahl von Topfscherben mit Töpfermarken vor¬ handen, teilweise im Stadtgebiete selbst gefunden; ein Schwert aus dem 11. Jahrhundert, das bei Wolfern gefunden wurde, und einige Münzen. Die Münzensammlung des Museums ist belanglos, es ist außer den obengenannten nur noch eine kleine Anzahl römischer Münzen er¬ wähnenswert. An diese beiden Sammlungen schließt sich die Darstellung des Steyrer Stadtbildes. Um ein großes Stadtmodell aus Gips sammeln sich die verschiedensten Stadtansichten von Steyr, von den ältesten Kupferstichen (16. Jahrhundert) bis zu den Zeichnungen, Aquarellen des 19. Jahrhunderts. Es war aus Raummangel nur möglich, aus der Fülle von fast 100 Stadt¬ ansichten eine kleine Auswahl zu treffen. Vor allem galt es, jene Bauwerke der Stadt, die abgetragen oder zerstört wurden, dem Nachfahren im Bilde vors Auge zu führen, so das Kapuzinerkloster mit Kirche, einige Tore und Türme, wie das Enns-, das Ort-, das St. Gilgentor. Ein sehr fruchtbarer Maler aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wäre hier zu nennen, Josef Löw, der durch seine Stadtansichten das Seine zur Überlieferung des Stadtbildes von Alt-Steyr beitrug. Ein halbes Jahrhundert vor ihm trat in Steyr ein Künstlerehepaar hervor, Franz Xaver und Katharina Gürtler, von denen die Sammlung unter anderm auch eine große Handzeichnung von Steyr besitzt. Das älteste und schönste Stadtbild ist das Columbabild. Es stellt die Einbringung der Gebeine der hl. Columba in feierlicher Prozession von Garsten in die Steyrer Stadtpfarrkirche dar. Die Stadtdarstellung ist zwar mehr Hintergrund, das wenige Sichtbare aber stadtgeschichtlich sehr bedeutsam, weil es die einzige bildliche Kunde aus jenem Zeitabschnitt ist. Da unzählige Brände die dichtbesiedelte Stadt heimsuchten, sind Brandbilder nicht selten, besonders die letzten Großbrände 1824 und 1842 sind einige Male dargestellt. Zwei Gruppen vor allem sind es, deren Träger einst dem Gesicht von Alt-Steyr sein Gepräge gaben, deren Sachbestände für das Steyrer Heimathaus infolge ihrer Menge und ihrer Güte sehr bezeichnend sind: das freiwillige privilegierte Bürgerkorps und die Innungen. Die Halle zu ebener Erde soll als Ehrenhalle auch die Erinnerungen des Steyrer Bürger¬ korps wieder lebendig machen. Fast alle Waffen, Harnische, Helme, Fahnen, gehören dem Bürgerkorps an. Es hatte seine Infanterie, Artillerie und Kavallerie. Der Steyrer war stolz auf diese bevorrechtete Schutztruppe der Stadt und viele Bilder verherrlichen dieses Korps; auch sind noch Feldbinden da, Tschakos verschiedenster Form, Kokarden usw. Sonstige Kriegs¬ erinnerungen besitzt das Museum wenige. Die Stadt gehört zu den wenigen glücklichen Städten, über denen nie ernsthaft die Kriegsfackel geschwungen wurde. Die Ungarn haben die Stadt nur bedroht, die Türken haben sie auch nur von weitem geängstigt. Die Bayern durchzogen sie ohne Schuß und einige Tausend kriegerische Bauern lagerten vor den Toren und zogen dann friedlich am Stadtplatz auf. Nur die Franzosen besetzten Steyr zweimal, aber fast ohne Schuß und Plünderung. Aus der Franzosenzeit ist ein kleiner zeitgenössischer Kupferstich vorhanden und das Siegel des französischen Stadtkommandanten. Auch eine friedliche Kriegserinnerung beherbergt das Heimathaus: die Einrichtung eines Steyrer Bürgerzimmers (aus dem Schiefer¬ mayerschen Hause), in dem der Besatzungsgeneral Bonnetou 1805 wohnte. Die Möbel sind im Stil Louis XVI., bis auf zwei protzige, über 2 m hohe Empirekerzenleuchter, die wahrscheienlich auf Bestellung des Generals verfertigt wurden. Diesem Zimmer hat sich noch ein Stickrahmen

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