OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter 1752 muß die Stadt über Weisung der Stände eine Scheune als ständiges Spiel¬ haus einrichten; 1761 erfolgt sein Ausbau zu einem vollwertigen Theater¬ gebäude, dem städtischen „Wassertheater“2). Damit war ein wichtiger Schritt ge¬ schehen. Der feste Theaterbau erwies denn auch sofort seine Anziehungskraft und belebende Wirkung. Als erster Direktor zog der bekannte Impresario Franz Josef Sebastiani3) in das neue Haus ein und seine durch drei Jahre, 1761 bis 1763, währende Direktion zeigt die Linzer Theaterverhältnisse schon völlig ge¬ wandelt. In den ständischen Bescheidprotokollen verstummen die alljährlichen, beweglichen Klagen der wandernden Banden, an die Stelle des unsteten Spiel¬ betriebs zur Messezeit ist die feste, ortsansässige Theaterunternehmung getreten. Sebastiani hatte als tüchtigen Mitarbeiter und Vertreter für seine Linzer Unter¬ nehmung den Schauspieler Johann Heinrich Friedrich Müller (1738 — 1815) aus Halberstadt gewonnen, eine bedeutende Persönlichkeit des österreichischen Theater¬ lebens. Müller, zunächst Lehrer, kam 1761 aus geachteter Stellung beim Grafen Hoditz, dessen Haustheaterdirektor, Oberjägermeister, Bibliothekar und Geheim¬ sekretär er war, nach Linz, um sich hier nach seinem Selbstzeugnis*) „der Ehre würdig zu machen, die größte Bühne Deutschlands zu betreten“. Er hat, von Linz ans Burgtheater berufen, fast 40 Jahre als Darsteller und Regisseur dieser Bühne angehört und als Vertrauensmann Kaiser Josef II. 1776 maßgebend an der Schaffung des Wiener Nationaltheaters mitgewirkt. Schon in Linz erwies sich Müller als tüchtiger Regisseur, er führte zahlreiche Stücke auf, machte gute Geschäfte und Sebastiani hätte ihm gerne zu günstigen Bedingungen sein Unter¬ nehmen übergeben. Auch die Linzer Öffentlichkeit trat für einen längeren Auf¬ enthalt der Truppe Sebastianis ein und man sprach damals schon von einem stehenden Theater in Linz. Müller folgte jedoch dem Ruf des Wiener Hoftheater¬ direktors Grafen Durazzo, dem er von seinem Gönner, dem oberösterreichischen Landeschef Grafen Schlick, empfohlen worden war. Seine Lebenserinnerungen enthalten eine lebendige Schilderung der Jugendzeit der ständigen Bühne in Linz Nach dem Abgang Müllers und Sebastianis 1763 führte ein Schauspieler Sebastianis, Anton Sartori, die Unternehmung im Stadttheater unter dem Titel 2) Vgl. F. Pfeffer, Baugeschichte des Linzer Theaters, Beiträge zur Linzer Stadtgeschichte Heft 1 (1947), S. 22—46. 3) Franz Josef Sebastiani ist ein viel genannter Wanderprinzipal aus der Zeit der Wende vom wandernden zum stehenden Theater. Durch Kinderpantomimen verdiente er sich soviel Geld, daß er eine eigene Truppe aufstellen konnte. 1761 kam er nach Mähren, wohin er die ersten Ballette brachte. 1761 und 1762 spielte er in Brünn, 1762 auch in Preßburg, wo er sich „Impresario der denen comischen Wissenschaften beflissenen Gesellschaft“ nannte. Nach Auflösung seines Linzer Unternehmens ging er in die rheinischen Städte und spielte in Köln (1763, 1765, 1772), in Düsseldorf, in Mainz, wo 1764 der berühmte Friedrich Ludwig Schröder als Komiker und später, 1768, Marchand bei ihm engagiert war, der nach Sebastianis Tod dessen Truppe übernahm. (C. Wurzbach, Biographisches Lexikon, Bd 33, S. 243. Goedecke, Grundriß, Bd 5 S. 238 f. H. G. Fellmann, Die Böhmsche Theatertruppe und ihre Zeit [Leipzig 1928), S. 15 f.) *) Abschied von der k. k. Hof- und Nationalbühne (Wien 1802). Die auf Linz bezüglichen Abschnitte bei Gugitz, Beiträge, S 41 f. 26

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