OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 4

Kastner: Die Kirchenkrippe von Altmünster Das Handbuch von Dehio und Buchowiecki weisen übereinstimmend die Aus¬ stattung der Kirche, wie auch der Krippe 11) von Kematen a. d. Krems Johann Georg Schwanthaler zu. Dies bietet uns endlich die sichere Vergleichs¬ grundlage. Gewiß sind auch in Kematen die zahlreichen Figuren nicht ausschlie߬ lich von der Hand des Meisters, aber seine Auffassung drückt sich auch den Werk¬ stättenarbeiten der Gesellenhände auf. Gerade neben ihnen wird die Sensibilität des Meisters, die sich in den hervorragenden Figuren des Josef, des Hohen Priesters, einiger Frauen, darunter Mariens, aber auch des Fischers und Flöten¬ spielers, sowie in dem mit dem Altmünsterer Gloriaengel völlig gleichen Engel usw. ausdrückt, klar. Es ist derselbe Stil und dieselbe Grundhaltung, aus der beide Krippen entsprungen sind. Es scheinen nicht nur dieselben Köpfe und Ge¬ bården auf, ja dort, wo die Fassung noch alt ist, ist auch dieselbe Malerhand am Werk. Hier wie dort stoßen wir auf dieselben Farbenzusammenstellungen, bis in die kleinsten Linien- und Blumendekors hinein. So erlaubt uns ein stilkritischer Vergleich eine mühelose Zuweisung der Altmünsterer Krippe zu dem Werk Johann Georg Schwanthalers, das sich dadurch nicht unwesentlich abrundet 12). Wie wird diese Feststellung archivalisch ergänzt? Hier hilft uns die Geschichte der Pfarre Altmünster als Nachfahrin der einst mächtigen Benediktinerabtei Trunseo. Der Umstand, daß die Mutterpfarre noch im achtzehnten Jahrhundert die beiden Tochterpfarren Pinsdorf und Stadt Gmunden mit ihren pfarrsprenglichen Armen umfaßt, erklärt, daß nur die wirk¬ lichen Bürger hinter der Stadtmauer, nicht die in den Vorstädten wohnenden Traundörfler oder Kuferzeiler usw. in den Matriken der Gmundner Stadpfarre aufscheinen. Diesem Umstand mag es wohl zuzuschreiben sein, daß man bisher nicht auf die Trauungsurkunde Johann Georg Schwanthalers stieß. Sie ist in den Matriken der Pfarre Altmünster zu finden und hellt das Bild des Stamm¬ baumes der Schwanthaler 13) nicht unwesentlich auf. Ihn als Grundlage be nützend, können wir über dieses auch biologisch äußerst fruchtbare Künstler¬ geschlecht am leichtesten einen Überblick gewinnen. 1632 kommt ein Hans aus Schwaben — das den Familiennamen Schwabenthaler gibt — nach Nied im Innkreis, wo er 1656 stirbt. Sein Sohn Thomas ist der bekannte Meister des St. Wolfganger Doppelaltares und unseres bedeutendsten heimischen Krippen¬ altares, des Dreikönigaltares in Gmunden, mit dem er die kraftvolle, stark ") Teile der Krippe sind seit etwa einem Jahrzehnt im Besitze Dr. Roithners. 12) Die sieben Wechselgruppen der Altmünsterer Krippe wurden nicht auf einmal bestellt, ja man geht wohl nicht fehl, wenn man eine Anschaffungszeit von vielen Jahren annimmt. Die Lichtmeßgruppe hat man wohl erst Jahrzehnte nach der erstbestellten Gruppe in Auftrag gegeben. Um diese Zeit lebt auch der alte Faßmaler nicht mehr, die Farben sind schal und süßlich, die Plastizität wird trocken und blutarm. Schnitzschwung und Einfall — immer wieder bezeichnet sich der Künstler auf seinen Reliefs als Inventor — sind erlahmt, wären es auch nur Hände von Schülern, die am Werk sind, die Verantwortung fällt doch auf den Meister der Werkstätte. 13) Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd 30, S. 354 (Leipzig 1936). 319

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