OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Zu dem ersten Punkt ist zu sagen, daß sich unvoreingenommene Lesungen meist für Bernhard und nicht Lienhard Astl ausgesprochen haben. Die bisherige Liste der an den Hallstätter Altar anschließenden Werke müßte einmal in gründ¬ licher Weise eingeengt und auch erweitert werden, da die vorliegenden Auf¬ zählungen oberflächlich geblieben sind. Diese Aufgabe kann aber hier nicht ge¬ leistet werden. Die Lesung der Gewandinschrift des Welser Bildes muß als Fantasieprodukt abgelehnt werden. Die Tafel gehört nach ihrer Herkunft (St. Marien, Bez. Linz Land) und ihrem Stil in den Steyrer Kunstkreis und in die Zeit um 1480. Ich halte es für möglich, daß sie zu den Darstellungen von Mariä Tempelgang und der Heimsuchung in der Stiftsgalerie St. Florian gehört, die von O. Benesch veröffentlicht worden sind 5). Eine nüchterne, kritische Betrachtung der Welser Lichtamtsrechnungen kann für die Astl-Frage kein positives Ergebnis beitragen. Weder der Goldschmied, noch der Maler Lienhard ist in einem solchen Zeitraum erwähnt, um berechtigter¬ maßen mit dem Inhaber der Astl-Werkstatt gleichgesetzt werden zu können. Aus der bloßen Namensgleichheit, die ja überdies nach der Lesung Bernhard gar nicht besteht, irgendwelche Schlüsse ziehen zu wollen, ist nicht tragbar. Dazu ist dieser Vorname damals viel zu häufig gewesen. Freilich besteht die Möglichkeit, daß die Werkstatt in Wels bestanden und zufällig für den Zechmeister von St. Johannes nicht gearbeitet hätte. Da sie aber die bedeutendste am Ort gewesen sein müßte, ist dies nicht wahrscheinlich. Die Erwähnung des Namens Andre Astl als Zeuge in einer Welser Urkunde besagt schließlich gar nichts zu diesem Fragenkomplex. Durch die Herkunft des Mannes, der mit der Kunst ja gar keinen Zusammenhang hat, werden wir nur auf die Astlmühle bei Sautern hingewiesen, die seit dem ältesten Schlierbacher Urbar, um 1400, sehr häufig erwähnt wird. Der Name Astl kommt überdies im 16. Jahrhundert auch in Linz vor, vom 16. bis 18. Jahrhundert ist der Name Aster im Salzkammergut, Hallstatt, Ischl, Gmunden, mehrmals nachzuweisen. 1537 erscheint sogar ein Lienhart Aster als Bergmeister in Hallstatt (Theuersche Regesten im Welser Stadtmuseum). Mit dem genannten Andre Astl ist dann ohne weiteres der Monogrammist A. A. vom Großreiflinger Altar im Joanneum in Graz gleichgesetzt worden, ohne daß außer den gemeinsamen Anfangsbuch¬ staben eine tiefere Begründung dafür gegeben erscheint. Wir müssen also feststellen, daß das ganze um den Namen Astl und Wels gewobene Netz sich als trügerisch erweist und daß die vorhandenen Quellen bei kritischer Sichtung diese Hypothese in keiner Weise zu stützen vermögen. Dagegen dürfte die dritte angeführte Quelle einen wertvollen Hinweis in dieser Richtung liefern. 5) Zur altösterreichischen Tafelmalerei, Jahrbuch der Wiener Kunstsammlungen, N. F. II. S. 104/105 m. Abb. „Meister des Florianer Kreuzigungsaltärchens“. Die Rückseite der Welser Tafel, ein Relief der Verkündigung, früher Sammlung Jeglinger, jetzt im Linzer Museum, weist nachdrücklich auf Entstehung in Steyr. 258

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