OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde stranz durch Meister Hans Schawr im Jahre 1523 für 36 Talente und 60 Pfennige, für die der ehemalige Kirchenmeister Hans Harbsleben bei Meister Lienhart Silber hinterlassen und auch der Bürger Scheibl weiteres gestiftet hatte. Die Erwähnung dieses Goldschmiedes Lienhart und des wenigspäteren Malers Lienhart gibt Veranlassung, zu fragen, ob der eine oder vielleicht gar beide mit dem Leonhard oder Bernhard Astl identisch sind, der um 1515 seinen Namen auf dem großen Hallstätter Flügelaltar aufgemalt hat. Dieser Meister Astl ist von der Heimatforschung für Wels in Anspruch genommen worden, eine Vermutung, die mit ihrer Wiederholung in immer be¬ stimmterer Form vorgebracht wurde. Teilweise ist sie auch in größerem Zusammen¬ hange wiederholt worden*). Zweifellos enthält die bisherige Auffassung von dem Fragenkomplex, insbesondere was eine bestimmte Gruppe von Tafelbildern be¬ trifft, die sicher in Wels entstanden sind, ein Gutteil Wahrheit. Gleichwohl wurde er ziemlich verwirrt durch eine gar nicht selbstverständliche Gleichsetzung von Maler und Bildschnitzer und dadurch, daß man sich bei der Behandlung dieser Frage zu sehr über die Tatsache hinwegsetzte, daß damals bei der großen Zahl der Aufträge und der raschen Fertigung der Altäre immer mehrere Hände an einem Werl gearbeitet haben. Ein starkes Wechseln der zusammenarbeitenden Kräfte ist an allen Beispielen immer wieder zu beobachten. Worauf stützt sich die Astl-Hypothese? 1. Auf den auf einer Figur des Hallstätter Hochaltars aufgemalten Namen „... nhard Astl“, und die stilkritische Erweiterung seines Werkes. 2. Auf die Lesung einer angeblichen Inschrift auf einem Gewandsaum eines im Welser Museum befindlichen Bildes vom Wochenbett der hl. Anna durch N. Reicherstorfer, „Wels L. A. 1502“ (L. A. = Lienhard Astl). 3. Auf die Gleichsetzung des Lienhard Maler aus den Welser Lichtamts¬ rechnungen mit dem Bernhard Astl von Hallstatt. 4. Auf die Erwähnung eines Andre Astl aus Sautern, Kirchdorfer Pfarre, als Zeuge in einer Welser Urkunde von 1483. Die Welser Tafelmalerei, die, wie gesagt, eine enge Bindung an die Astlsche Plastik nicht aufweist, auch wenn einmal ein Welser Maler durchaus für Astl gearbeitet haben kann, muß dabei von vornherein beiseite bleiben. *) Als Urheber der Astl-Hypothese sind wohl die verdienten Heimatforscher, F. Wiesinger in Wels und R. Reicherstorfer zu betrachten, der zweite zuletzt in den Christlichen Kunstblättern, Ig 82 (1941), S. 40. F. Kieslinger hat in der Österreichischen Kunst (1938) V und in den Christlichen Kunstblättern 1940 S. 40 eine ganze Anzahl von Werken zusammengestellt, sucht aber die Werkstatt in Salzburg, ohne mit der Zusammenstellung oder der Lokalisierung zu über¬ zeugen. H. v. Ankwicz-Kleehoven, Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte N. F. XI., der schon einen Quellenauszug gibt, hat die Welser Lokalisierung nicht abgelehnt, K. Garzarolli v. Thurn¬ lackh, Mittelalterliche Plastik in Steiermark (1941) S. 121 ff, sie mit Fragezeichen übernommen. O. Benesch, Die Kunst in Österreich III (1939) S. 147, beschränkt sich in seinem Aufsatz darauf, den Meister A. A. in Wels zu lokalisieren, ohne ihn mit der Schnitzerwerkstatt zu verquicken, worin ihm zu folgen ist. 257

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