OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Pfeffer: Zur Erschließungsgeschichte des Dachsteingebietes Die erste zuverlässigere Darstellung des Dachsteingebietes lieferte Georg Matthäus Vischer in seiner Karte von Oberösterreich, die 1667/68 aufgenommen wurde, 1669 erschien und als die „Königin“ der Landkarten Oberösterreichs (de Luca) über ein Jahrhundert die Grundlage aller weiteren Kartenwerke blieb. Da sie in ziemlich großem Maßstab, etwa 1 : 150.000 hergestellt ist, enthält sie zahl¬ reiche Angaben. Die Randberge des Dachsteinmassivs sind in der damals üblichen Art der Bergdarstellung, in vogelperspektivischer Zeichnung, anschaulich abgebildet: der Gosaukamm („Donner Kogl“), der Gosauerstein („Stainwandt"), die Dach¬ steinsüdwände („Shneeberg") mit der Hunerscharte und dem Koppenkarstein und die nördlichen Randberge am Hallstätter See lassen an Naturtreue nicht viel zu wünschen übrig. Diese Genauigkeit der Gebirgsaufnahme zeugt von der unvor¬ stellbaren Arbeitskraft Vischers, der ganz Oberösterreich in der knappen Zeit von dreiviertel Jahren bereist und vermessen hat und sich bei seinen Aufnahmen nicht, was Kepler noch 1616 als die übliche Art der Mappierung bezeichnet hatte 10) auf flüchtige Besuche und die Berichte von „Bauern“ und „Boten“ verlassen hat. Möglicherweise hat er bei seinen Arbeiten auch einzelne Vorberge der Dachstein¬ hochfläche bestiegen. Die Bedeutung des Dachsteingebirges als der höchsten Er¬ hebung Oberösterreichs hat auch er noch nicht erkannt. In seiner Landkarte ist der Große Priel als der höchste Berg Oberösterreichs („Priel mons Altissimus totius Provintziae") bezeichnet, ebenso in der Topographie von Oberösterreich 1674 („Der Briel, so der höchste berg in ober Österreich ist"). Auch in Vischers Karte der Steiermark 1678 ist der Priel als „Mons altissimus Austriae sup.“ und der Grimming als der höchste Berg der Steiermark („mons max. et altissimus Styriae") angegeben. Die älteren Maler und Topographen der oberösterreichischen Alpenlandschaft haben dem Dachstein keine Beachtung geschenkt. Michael Pacher hat auf dem Flügelaltar von St. Wolfgang (1471/81) die Aberseelandschaft mit dem Sparber und Pürgelstein abgebildet, Wolf Huber 1510 den Schafberg, 1519 den Traun¬ stein gezeichnet. Auf Lukas von Valkenburgs 1594 gestochenen Bildern von Linz und Gmunden finden wir den Traunstein, auf verschiedenen Blättern der Vischer¬ schen Topographie den Priel, Traunstein, Schafberg, das Höllengebirge. Nur Merian bringt auf seinem Hallstätter Bild (1649) eine Darstellung der Vorberge des Dachsteinmassivs. Zur ersten umfassenden kartographischen Aufnahme des Dachsteingebietes führte die „josefinische Militäraufnahme“, die aus strategischen Gründen 1763 —1785 vom Generalstab in sämtlichen habsburgischen Ländern, in Oberösterreich 1769 —72, durchgeführt wurde. Auf ihr beruht die „Mappa von dem Land ob der Enns“, gestochen von C. Schütz, die 1787 erschien. Sie gibt für das Dachsteingebiet im einzelnen ein genaueres Kartenbild als die Vischersche Karte, bleibt jedoch, was die Richtigkeit der Gesamtdarstellung betrifft, hinter 10) H. Kreczi, Kepler, Holzwurm und die oberösterreichische Landkarte. Beiträge zur Linzer Stadtgeschichte Heft 1 (1947) S. 15 ff. 197

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