OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter steingebirges und daher auch viel geringer die Bergkenntnis auf der oberöster¬ reichischen Seite, wo der Dachsteingipfel hinter den ausgedehnten Hochflächen und Vergletscherungen zurücktritt und nur an wenigen Stellen unmittelbar vom Tal aus gesehen werden kann. Man gab hier dem Gebirge allgemeine Namen, die man von der Eigenart der Nordabdachung mit ihren Kalkhochflächen und Gletschern hernahm: „Schneeberg“ (seit dem 15. Jahrhundert), „Schneegebürg", „Eisge¬ birge“, „Das Tode Gebürg", „Ewiges Eis", „Verfallene Alm", „Verschneite Alm", „Toter Schnee“. Der heutige Name „Dachstein“ kommt erst Ende des 18. Jahrhunderts in häufigeren Gebrauch und von da an werden „Dachstein" und „Torstein“ nebeneinander abwechselnd als Bezeichnung des ganzen Dachstein¬ gebirges oder der beiden Gipfel gebraucht; so wird z. B. der Dachstein als „die höhere Spitze des Thorsteins“ bezeichnet (1835). Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts hat diese unsichere und wechselnde Namengebung aufgehört und an ihre Stelle traten die heutigen Bezeichnungen „Dachsteingebirge“ für den ganzen Gebirgsstock, „(Hoher) Dachstein“ und „Torstein“, für die beiden Hauptgipfel. Wie unklar die Vorstellungen über die Lage und Ausdehnung, Gliederung und Höhe des Dachsteingebirges lange blieben, beweisen die älteren Land¬ karten Oberösterreichs?). Die älteste Karte des Landes, die 1542 vom Nürn¬ berger Kupferstecher Augustin Hirschvogel gezeichnet und 1583 gedruckt wurde, enthält als Bergnamen nur den „Draunstein“, „Perius Mons“ (Pyrgas), „Khürn¬ worg mons“ (Kürnberg) und „Pehamer Waldt“ (Böhmerwald), für das an¬ schließende Niederösterreich den „Ueczer Perg“ (Ötscher); die Dachsteinlandschaf ist durch den Kartenrand abgeschnitten, es sind nur noch Hallstatt, der Hallstätter See und die Pötschen („Peczen dal“) sichtbar. Als höchster Berg („mons altissi¬ mus") wird der Traunstein bezeichnet nach der volkstümlichen, auch in älteren Geographiewerken üblichen Gepflogenheit, in den am weitesten in der Landschaft sichtbaren Berggipfeln die höchsten zu vermuten. Auch in der 1545 von Wolfgang Lazius vollendeten Karte von Ober- und Niederösterreich und ihren Neuauflagen begegnen uns als Bergnamen nur der „Draunstein“, „Hauß Ruck“, „Khyrnper (Kürnberg), „Die Potschen“ und „Der Pyem“ (Pyhrn). Im Dachsteingebiet trägt ein unbenannter Berg die Dreiländergrenze. Gänzlich verzeichnet ist das Gosautal („Kucheltal“) mit den Gosauseen; das als Waldtal eingetragene Echern¬ tal reicht bis zur Mandling! Noch unklarer ist das Dachsteingebiet in Lazius Atlas 1561 wiedergegeben. Etwas genauer ist die Darstellung auf der nächsten Karte von Oberösterreich, von Isaak und Abraham Holzwurm, die 1662 erschien; Isaak Holzwurm hatte zu ihrer Anlage 1617 von den oberösterreichischen Ständen die Weisung erhalten, er solle u. a. auch die „fürnembsten gepürg ... absehen". Wir finden unter den zahlreichen Bergbezeichnungen der Holzwurmschen Karte auch schon einige Bergnamen im Dachsteingebiet („Kripnstein", „Rott tauben am Stein"). *) Wolfgang Lazius, Karten der österreichischen Lande und des Königreiches Ungarn aus den Jahren 1545—1563. Herausgegeben von E. Oberhummer und F. v. Wieser. 1906. 196

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