OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Universität bei unserem König Mathias, der in seiner angeborenen Milde jedem unserer Wünsche zustimmte und die Bitten der Universität erhörte. 1489 Am 16. März zu Mittag reiste der König mit der Königin zu Schiff nach Ungarn. Da ich eine Überfülle des Blutes befürchtete, ließ ich mich am 10. Juni zur Ader. Es brachte auch guten Erfolg, obwohl das böse Sternbild des Löwen aufstieg. In diesem Jahre kaufte ich noch ein Haus und verschiedene Weinberge n Pötzleinsdorf und Rasenpuchl. Am 28. November war eine sehr große Über¬ schwemmung der Donau. 1490 Am 4. April in der fünften Stunde erkrankte der Ungarkönig Mathias lebensgefährlich und starb elendiglich ohne Testament und Sakrament. Es gehen über seinen raschen Tod vielerlei Gerüchte. Sein Leichnam wird am 7. April in der Nacht auf der Donau nach Ungarn gebracht werden. Bei dem Begräbniszug, den wir in Wien mit der leeren Bahre veranstalteten, sah man keine Fahne und hörte keine Bläser, wie es Sitte in der Heimat des Königs ist. Zu Östern (11. April) war ein Großfeuer in Wien. Am 2. August besuchte ich sieben Kirchen: St. Peter und die Minoritenkirche in der inneren Stadt, die Schottenkirche, St. Laurenz auf dem Fleischmarkt, St. Dorothea, St. Sebastian und St. Rochus auf der Land¬ straße und St. Paul in Erdberg. Dank sei Gott für die große Gnade, daß er uns den gerechtesten, keuschesten, tatkräftigsten und kriegerischesten Maximilian, König der Römer und Ungarns, gegeben hat. Die gesamte Wiener Universität beschloß einstimmig, daß er mit vollem Recht König von Ungarn sei. Am 9. August zogen seine Unterhändler, der Dechant von Brixen und der Graf von Anhalt, in Wien ein und forderten am Tag darauf Wien für den König Maximilian. Die Bürger aber beschlossen die Zusage und sagten einstimmig, sie wollten dem König den Eid schwören, wann immer er komme. Nachdem König Maximilian am 17. August in Wiener Neustadt angekommen war, zog er am 19. August mit Sonnenunter¬ gang in prächtigem Zuge mit 4000 Kriegern in die Stadt Wien ein. Am 23. August leisteten die Wiener den Eid nicht nur Maximilian, sondern auch dem erlauchtesten Kaiser Friedrich. Die Ungarn aber, die die Burg besetzt hielten, weigerten sich, den Eid zu schwören. Daher ließ Maximilian die Burg durch Kriegsmaschinen demolieren und innerhalb 24 Stunden zum Sturme vorbereiten. Als sich dann seine Soldaten am 29. August zum Sturme anschickten, ergaben sich die Ungarn, 124 Mann, die Maximilian in den Turm werfen ließ. Durch päpst¬ liche Vollmacht ist der dem König Mathias abgegebene Eidschwur aller Öster¬ reicher als durch einen ungerechten Krieg erzwungen, gelöst worden unter An¬ drohung der Strafe der Exkommunikation aller Widerspenstigen. Am 9. September wurde Klosterneuburg von Maximilian erobert, nachdem er es vorher durch Kriegsmaschinen zum Sturm reif machen ließ. Am Freitag den 17. September 232

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