OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Schmidt: Wien unter Fremdherrschaft 1487 Im Jahre 1487 am 19. Juli schloß Wiener Neustadt mit dem König Mathias, der es belagerte, einen Vertrag, daß es sich ergeben wolle, wenn der Kaiser oder die Seinen ihm nicht bis zum Tage Mariä Himmelfahrt zu Hilfe kommen würden. O schmachvolle Fahrlässigkeit des Kaisers! Laßt sehen, ob er kommt und es befreit! Am Tage zuvor wurde Schottwien mit Gewalt vom König eingenommen und am 17. August, am Freitag nach Mariä Himmelfahrt, brachte der Ungarkönig Mathias durch Gewalt und Hunger Wiener Neustadt in seine Hand. Am 20. No¬ vember 1487 beginnt der sechswöchige Landfriede zwischen dem Kaiser und dem Ungarkönig. Am 20. Dezember war schon ein großes Gerede, daß der Kaiser durch den Herzog Albert mit dem Ungarkönig in Markersdorf, zwischen Melk und St. Pölten, Frieden geschlossen habe. 1488 Am 13. Februar wird sowohl Eisenstadt als auch Schloß Forchtenstein in die Hand des Ungarkönigs übergeben. Im März dieses Jahres gab der Ungar¬ könig für die besoldeten Lektoren der Wiener Universität 1000 Pfund Denare, von denen ich 40 Pfund Denare erhielt. Am 11. April wurde verlautbart, daß der Landfriede zwischen dem Kaiser und dem Ungarkönig bis zum 1. September verlängert werde unter den gleichen Bedingungen wie bisher, ob nämlich der Kaiser die Verträge durch den Herzog von Sachsen halten und bestätigen wolle. Unterdessen war auch ein Gerücht aufgetaucht, daß Kaiser Friedrichs Sohn Maximilian, der zum römischen König gewählt worden war, von den Bürgern in Brügge gefangen gehalten werde und daß sein Erstgeborener gestorben sei. Kurze Zeit darauf wurde davon gesprochen, daß König Mathias sich mit einem Heer zu einem Zug nach Schlesien rüste. Am 7. Juli entstand hinter der Kirche des hl. Pankraz ein großes Feuer. Der Turm- bei den Schotten brannte aus und die Glocken fielen herab. Am 22. Juli werden auf dem Wienerberg an dem neu aufgemauerten Galgen die ersten drei Verbrecher aufgehängt. Endlich wird auch Maximilian aus der Gefangenschaft befreit und die Bürger von Brügge baten in Köln seinen Vater, den Kaiser, um Gnade und erhielten auch Verzeihung. Die Belagerung von Gent jedoch, die am 5. Juni in Gegenwart des Kaisers und Maximilians begann, dauert noch weiter an. Wenige Tage später besiegten die ketzerischen Böhmen fast zwei Heere des König Mathias in Schlesien und warfen sie in die Flucht. Auch kam eine Botschaft nach Wien, daß die Türken durch Kroatien und Obersteiermark im Anzug sein sollen. Schwer ist es, sowohl die Türken als auch die Ketzer und das Reich zu Feinden zu haben. Doch habe ich große Zuversicht, daß alles zum Ruhme und Siege des Königs Mathias ausgehe. Am 17. September wurde zwischen den Herren von Oberösterreich, Steiermark und Kärnten und dem Ungarkönig ein Friede bis zum 25. Mai geschlossen. Am 21. September wurde ich zur Königin nach Baden gerufen, wo ich mich dann auch noch vom 10. bis 17. November aufhielt. Am 8. Dezember war die ganze 231

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