OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Kennzeichnung dieser alten Dachsteinwege über den „Stein“ durch Steintauben künden zahlreiche Bergnamen wie „Rott tauben am Stein“ (Holzwurmsche Karte 1662), Taubenkar (1669 „Tauben Kor“, Vischersche Karte), „Weisetauben" (Schützsche Karte 1787), Taubenriedel, Dreitaubenkogel. Der Übergang über den „Stein“ war noch 1810 der „gewöhnliche Communications-Weg“, auf dem die Schladminger ihre Waren, rohe und verarbeitete Leinwand und die Erzeugnisse der seit dem Mittelalter blühenden Lodenwalkerei, den beliebten Schladminger Loden, nach Hallstatt brachten und dafür Salz zurück trugen1). Auch der Salz¬ schmuggel bediente sich noch im vorigen Jahrhundert dieser Wege?). Wir haben hier uralte Salzsteige vor uns, gleich dem bekannten Salzweg über das Tote Gebirge von Aussee ins Stodertal, der unter dem heutigen Namen „Salzsteig schon um 1500 erwähnt wird. Seit dem Mittelalter brachte die Almwirtschaft reges Leben auf die Dachsteinhochfläche. Die zahlreichen und großen Dachsteinalmen wurden von der Hallstätter und Schladminger Seite („Schladminger Almen“) besucht; die im Hochgebirge lange unsicher bleibende Grenze führte allerdings zu vielen Streitig¬ keiten. 1414 bestand schon die Schönbergalm3), 1551 wird die Hierlatzalm („Hiel¬ lätz"), 1563 die Hirschaualm, 1665 die Modereckalm („Albm im Sträffberg oder Maderegg") und die Schafeckalm („Albm am Schäff-, Schöffegg"), 1700 die Gjaidalm („Gejaidt Albm") urkundlich erwähnt. Aus dieser Zeit stammen auch viele Ersterwähnungen von Bergnamen des Dachsteinstockes: Hierlatz (1551 „Hie¬ läzberg"), Schafeckkogel (1605 „Schaffegg, Schoffegg, Schaffeggkhogel"), Schön¬ berg (1605 „Schemberg"), Krippenstein (1563 „Khrippenstain"), Mittagkogel (1605), Hochkoppen (1563 „der Khoppen"), Landfriedkogel (1570 „der Landtfridt"), Tiergarten (1605 „Thüergardten“)4). Auch als Jagdgebiet mag das Dach¬ steingebirge beliebt gewesen sein. Die Habsburger Herrscher haben oft den Hall¬ stätter Salzberg besucht und der Wiener Hof reiste zur Gemsjagd gern ins Salz¬ kammergut. Der berg- und jagdfrohe Maximilian I., der erste Bahnbrecher des Alpinismus in Österreich, der oft in den Salzkammergutbergen auf den Steinbock und die Gemse pirschte, weilte 1504 in Hallstatt; von seinem winterlichen Aufstieg zum Salzberg kündet der „geschriebene Stein" am Salzbergweg. 1614 mußte die Hallstätter Salinenverwaltung für eine Gemsjagd 100 Mann als Sesselträger, Treiber und Schützen beistellen5). Große wirtschaftliche Bedeutung hatten die Forste des Dachsteingebietes; die Waldungen der Dachsteinvorberge, vor allem der Gosau, der „Mutter der Wälder“, lieferten das Holz für die Salzversiedung in Hallstatt. *) F. J. Kleyle, Rückerinnerung an eine Reise in Österreich und Steyermark im Jahre 1810 (1814) S. 7 2) F. Morton, Wirtschaftsraum Hallstatt (1934) S. 22. 3) G. Lahner, Die Dachsteinhöhlen in Oberösterreich. Heimatgaue Ig 1 (1920) S. 133. *) Urbare der Herrschaft Wildenstein von 1551, 1563, 1665, 1700. Waldbuch des Salinen¬ atmes Ebensee 1605. O.-ö. Landesarchiv. 5) C. Schraml, Studien zur Geschichte des österreichischen Salinenwesens Bd 1 (1932) S. 409. .194

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