OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

berösterreichische Heimawolante Jahrgang Heft Z Juli-Geptember 1947 Zur Erschließungsgeschichte des Dachsteingebietes Von Dr. Franz Pfeffer (Linz) Trotz seiner geographischen Bedeutung als mächtigste, formenschönste und formenreichste Gebirgsgruppe der nördlichen Kalkalpen, als Grenzscheide der drei Länder Oberösterreich, Steiermark und Salzburg, von denen die beiden ersten im Dachsteingipfel ihre höchste Erhebung besitzen, trotz der unmittelbaren Nähe alter Kulturmittelpunkte wie der Bergbauorte Hallstatt und Schladming ist das Dach¬ steingebirge erst spät in das Blickfeld der wissenschaftlichen und literarischen Be¬ schreibung getreten. Lange blieb die Kenntnis dieser höchsten Gebirgslandschaft Oberösterreichs auf den engen Kreis der Umwohner beschränkt, aber auch sie be¬ saßen nur unklare Vorstellungen von der Größe, Gliederung und Höhe des Ge¬ birgsstockes. Erst die Landvermessungen und Kartenwerke des 17. und 18. Jahr¬ hunderts begannen dieses Dunkel zu lichten und verbreiteten genauere Berg¬ kenntnisse des Dachsteingebietes. Im örtlichen Verkehr zwischen Traun- und Ennstal, zwischen den Bergbau¬ siedlungen Hallstatt und Schladming, hat allerdings die Begehung der Dachstein¬ hochfläche schon sehr früh eine Rolle gespielt. Infolge der ungünstigen Verkehrs¬ lage Hallstatts zwischen See und Gebirge kam neben den wenigen anderen Aus¬ fuhrwegen für das Hallstätter Salz, dem Wasserweg, dem Saumpfad am West¬ ufer des Hallstätter Sees, der erst 1875 (!) zu einer Straße ausgebaut wurde, und der Koppenstraße auch den Übergängen über das Dachsteingebirge Verkehrs¬ bedeutung zu, umso mehr, als die stark ausgeprägte Tiefenlinie Wiesalm — Gjaid¬ alm — Hirzkaralm — Maisenbergalm — Gräfenbergalm mit ihren Aufstiegen von Hallstatt durchs Echerntal oder über den Salzberg, von Winkl über die Schaf¬ eckalm, von Obertraun über die Schönbergalm und dem Abstieg über die Feister¬ scharte nach Schladming eine leichte Überschreitungsmöglichkeit bot. „Paßfunde" wie das Bronzeschwert, das 1893 in 1750 m Höhe auf dem Däumelanger, zwischen Däumelkogel und Krippenstein, gefunden wurde und eine bronzene Lappenaxt von der Tropfwand unterhalb des Tiergartens lassen vermuten, daß diese Übergänge schon in vorgeschichtlicher Zeit begangen wurden. Von der späteren Benützung und 193

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