OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Grüll: Die Leute im Walde In Langensteg hatte Herr Hans Wilhelm von Zelking auf Weinberg einen großen Meierhof mit Wiesen, Weiden und einem Häusl. Eine dabei gelegene Sägemühle und Glashütte waren bereits verfallen. Nach einer am 9. Mai 1616 erfolgten Befragung über den Meierhof Langstegen sagte die Margaretha Grilpartzerin, 80 Jahre alt und Gattin des Matthias Grilpartzer bei Kaltenwasser am Freiwald wohnend, aus, daß ihr ihre Mutter und dieser wieder ihre Ahne Margaretha beim Grasen oft erzählt hat: „Schau, da ist vor Jahren ein Dorf gewest und hätten die Leute, so in solchem Dorf gewohnt die Notröckler geheißen. Hat auch einer sowohl als der andere ein rotes Röckl getragen. Sei auch solches Dorf wegen der großen, lange gewesten Teuerung, weil sie sich nicht mehr allda erhalten können, abkommen und haben sich die Leute allda wegbegeben.“ Vier Generationen vom Jahr der Befragung abgerechnet ergeben, daß dieses verschollene Dorf um 1480 herum noch bestanden haben muß. Die Bereitung des Freiwaldgebietes nahm am 8. Dezember des Jahres 1615 bei der Brücke zu Malschgemünd, die halb nach Böhmen und halb nach Oberösterreich gehörte, ihren Anfang. Bei der Brücke war eine nach Böhmen gerichtete Schanze. Beim Haidelgattern rechter Hand nahm der Freiwald seinen Anfang. Unweit war ein offener Paß, über den die Böhmen von Behamdorf ihr Vieh in den Wald trieben, worüber sich die Stanglischen Untertanen zu Malschgemünd beschwerten. Linker Hand über die Maltsch führte auch eine Straße dem Heilbrunn zu. Beim Haidtels) standen drei Häuser und zwar das 1613 erbaute Häusl des Reichentaler Schneiders Achfuß, dessen Sohn in Krummau mit dem Strang hingerichtet wurde, das Häusl des Wolf Grill und das Häusl des Schäffer- und Schindelmachers Görg Wibmer aus Schenkenfelden. Der Ritt ging weiter nach Dierach, wo zwei Häuser waren und zwar das des Köhlers Hans Kannzler; dieser hatte das Häusl schon 1583 erbaut und lieferte seine Holzkohlen dem Benedikt Landshutter zur Werkstatt. Bei seinem Häusl hatte er außer einem großen Einfang auch einen Hopfengarten. Das zweite Häusl gehörte dem Waldler Siegmund Lindner. Dieser war ein Schindelmacher und robotete der Herrschaft Freistadt. Im Schröffenanger?) standen drei Häusl, das erste gehörte dem Schindelmacher Matthias Wolfsberger von Leonfelden; er robotete der Herrschaft Freistadt. Das zweite hatte der Löffelmacher Christoph Khlötz im Jahre 1613 erbaut, nachdem es sein Vorbesitzer abgebrannt hatte. Das dritte Häusl erbaute 1602 Hans Taucher, gebürtig von Amberg aus der Pfalz. Er war keiner Herrschaft untertan. Von diesem Häusl aus sah man den böhmischen Freiwald schön geschont, während die Böhmen in den oberösterreichischen Freiwald herüberzogen und hier ihr Holz holten. 8) Haidl in der Katastralgemeinde (K.-G.) und Ortsgemeinde (O.-G.) Windhaag bei Freistadt. *) Schröfenanger in der K.-G. und O.-G. Windhaag bei Freistadt. 211

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