OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Pfeffer: Zur Erschließungsgeschichte des Dachsteingebietes rührt der Nahme Carlsfeld des südlichen Gletschers zwischen dem Gejaidstein und hohen Kreuze, welches er Sr. Kaiserlichen Hoheit dem durchlauchtigsten Erzherzog Carl zu Ehren sogenannt wissen wollte, und in dieser Karte auch so schrieb“. Auf Grund dieser Vermessungsergebnisse hat auch Souvent seine schöne Salzkammer¬ gutkarte 1840 hergestellt. Im Zusammenhang mit der steirischen Katastralvermessung kam es zur zweiten Besteigung des Torsteines am 5. August 1823. Der Leiter der Vermessung in Schladming, Leutnant Mikitsch, hat über diese in dramatischer Spannung ver laufene Besteigung einen sehr anschaulichen Bericht verfaßt, den Schmutz 1825 veröffentlichte 25). Mikitsch benötigte für seine Vermessungsarbeiten eine Signal¬ stange auf dem Torsteingipfel und setzte für ihre Aufpflanzung einen Dukaten aus. Der damals schon 55 jährige, körperlich schwächliche Buchsteiner scheute an¬ fangs vor dem neuerlichen Wagnis einer Torsteinbesteigung zurück, da er bei seinem ersten Gang auf den Berg abgestürzt und „ganz zerschmettert" unten an¬ gekommen war; erst als man Georg Kalkschmied aus der Ramsau zum Begleiter gewonnen hatte, erbot er sich, die Stange aufzupflanzen. Am 5. August stiegen Buchsteiner und Kalkschmied von der Neustattalm über die Bachleralm zur. Wind¬ legerscharte und von dort, mit einer Hacke, einem Krampen und der Stange ver¬ sehen, in harter Arbeit auf einem „schneidigen Eisrücken“ zum Gipfel aufwärts, wo sie um halb sechs Uhr abends die Stange aufstellten. Von einer kleinen Anhöhe südlich von Schladming beobachtete Mikitsch mit seinem Fernglas und einige neugierige Einheimische mit „papierenen Fernröhren“ den Ausgang des Unter¬ nehmens der beiden „verwegenen Bergsteiger“. Um sechs Uhr abends entdeckte Mikitsch die Stange. Da Buchsteiner und Kalkschmied am nächsten Abend nicht ins Tal zurückkehrten, hielt man sie für verloren. Die beiden hatten auf einen Felsen im Eis infolge der hereingebrochenen Dämmerung übernachtet, wobei sie aus Furcht, einzuschlafen und zu erfrieren, „die Nacht im Gespräch und Tabak¬ rauchen“ zubrachten. Sie waren zurück nicht über die Neustattalm, sondern „aus Vorwitz, die ganze Eisebene zu überschauen, östlich gegen den Koppenkahrstein über die Simonyscharte (?) und die Dachsteingletscher gegangen, „über die sie, den unzähligen Eishöhlen nach allen Richtungen ausweichend, erst um 1 Uhr Nach¬ mittag zu den Sennenhütten in Feisterkahr kamen“; am 7. August früh trafen sie in Schladming ein. Nach Buchsteiner und Kalkschmied stieg der Filzmooser Bergführer Peter Gappmayr, vulgo Wallechner, zweimal, das eine Mal mit seinem Bruder Adam, auf den Torstein. Mit Hilfe der aufgestellten Signalstange wurde der Torstein noch im Jahre 1823 bei der oberösterreichischen Katastralvermessung (vom Plassen, Speikberg, Scheichenspitze, Rettenstein und Großwand aus) vermessen und seine Höhe auf 1552.22 Klafter = 2943.7 Meter festgestellt. Der Dachstein war ohne Signal¬ 25) Siehe Anm. 18. 205

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