OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberleitner: Unbekannte Ansichten der Schaunburg einige Zimmer, die bewohnbar zugerichtet werden können ... Will man die Gegend im Umriß durchforschen, so steht ein mächtiger hoher Wachthurm zu Dienste der wohl die schlauen Feinde damahliger Zeit zu beobachten sehr nöthig war. Andere runde Thürme auf allen Seiten sind nebst den doppelten Ringmauern größtentheils verfallen. Zwey bis drey Brücken führen noch zum Eingange“. Im Jahre 1825 oder 1826 stürzte vom Berchfrit die östliche Hälfte in die Tiefe und riß den Palas mit sich. Schultes schreibt in seinen „Donaufahrten“ 1827: „Noch im Jahre 1626 scheint das Schloß erhalten gewesen zu seyn, in dem die rebel¬ lischen Bauern nach demselben flüchteten, als sie bey Efferding geschlagen wurden. Jetzt liegt es in Ruinen, die wahrlich des Griffels eines Künstlers werth sind, um wenigstens durch diese im Gemählde der gänzlichen Vernichtung zu entgehen. In der Mitte der Mauern steht noch die Schloß-Kapelle mit Wandgemählden, die man aus dem 14ten Jahrhundert seyn läßt. Das Burgverließ, der Keller, ein paar Wachthürme sind noch ziemlich wohlerhalten, und vielleicht könnte auch das übrige Mauerwerk noch erhalten werden, wenn es den fürstlichen Besitzer gefiele, für diese ehrwürdigen Reste einer der größten Burgen Oesterreichs dem schönen Beyspiele des Erzherzoges Anton im Helenen-Thale, des Fürsten Liechtenstein zu Mödling und Greifenstein zu folgen.“ Diese wohlgemeinte Mahnung Schultes blieb leider unbeachtet und der Verfall der Burg ging weiter. Immerhin konnte 1839 Sartori in seinen „Burgvesten der österreichischen Monarchie“, Band 2, von der Schaunburg abermals mitteilen, daß „in der Höhe Zimmer, die bewohnbar zugerichtet werden können“ und „Gemälde anscheinend aus dem 14. Jahrhundert vorhanden seien. Rosner aber in seinem Werk „Ruinen der mittelalterlichen Burgen Ober-Österreichs“, 1903, und Piper in seinem Buch „Österreichische Burgen“, Band 4, 1905, können uns nur mehr armselige Reste zeigen, die die Größe und architektonische Schönheit dieses mittelalterlichen Vollwerks ahnen lassen. Nebenbei sei bemerkt, daß auf Grund der neu aufgefundenen Blätter besonders bei Rosner einzelne Darlegungen zu korrigieren sind. Karl Hafner, der Sohn des Lithographen Josef Hafner, hat uns eine Reihe von Aquarellen mit Ansichten der Schaunburg hinterlassen, die das ganze Zer¬ störungswerk, wie es sich in den 90er Jahren dem Besucher darbot, im Bilde fest¬ halten. Sie sind in der großen oberösterreichischen Ortsansichtensammlung des Landesmuseums hinterlegt und in der Hauptsache veröffentlicht. Zwei bis jetzt der breiten Öffentlichkeit unbekannte Abbildungen der Ruine Schaunburg verwahrt die Taubstummenanstalt in Linz. Die beiden Aquarelle stammen aus der Zeit um 1850 und sind mit topographischer Genauigkeit und mit einem gewissen künstlerischen Empfinden von dem taubstummen Lithographen Ignaz Rode gemalt. Dieser war in St. Kanzian, Pfarre Aich in Krain, als Sohn eines Bauers geboren. Er trat im Jahre 1829 in die Taubstummenanstalt in Linz als zehnjähriger Knabe ein und verließ diese wieder im Jahre 1835. Die Kosten dieses Aufenthaltes wurden aus der Holdheim'schen Stiftung für Illyrien des Feldbischofs Leonhard in Wien bestritten. Sein angeborenes zeichnerisches Talent 117

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