OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter einen Freund und Verwandten Mörikes; dazu waren Studien am Ort nötig. In der Familie des Dr. Bauer, eines Enkels von Wilhelm Bauer, gewann er treue Freunde. Bauer förderte seine Dissertationsarbeiten und ebnete ihm die Wege, was bei dem exklusiven Geist der Schwaben sehr wertvoll war. Bis in die Zeit des Weltkrieges war er jeden Sommer einige Wochen in Schwaben. Das schwäbische Volkstum und Leben lernte er so von Grund auf kennnen, so daß seine Dissertation selbst von den Schwaben als ausgezeichnet anerkannt wurde, wenn auch ein alter Herr bemerkte, ein Schwabe hätte sie natürlich noch viel besser gemacht. Die Beschäftigung mit Bauer führte ihn weiter ins Elsaß, nach Straßburg und Bischweiler, wo eine Tochter des Dichters als 80jährige lebte. Sie fand, durch seinen Besuch angeregt, auf dem Boden ein Bündel Briefe von Mörike aus der Zeit, da dieser sein Priesteramt niederlegen wollte. Entsetzt über diesen Inhalt, verbrannte die pietistisch angehauchte alte Frau das ganze Paket und beraubte so die Mörike-Forschung einer wertvollen Quelle. In der Univer¬ sitätsbibliothek fanden die beiden Freunde Briefe von Justinus Kerner aus der Zeit seiner beginnenden Erblindung, die sie mit einem kritischen Apparat heraus¬ geben wollten. Die Sache kam ohne ihr Zutun an die Öffentlichkeit, ein anderer gab die Briefe ohne Kommentar heraus und die mühsame Arbeit war umsonst gewesen. Auch einen umfangreichen Jugendroman Waiblingers schrieb Depiny damals mühsam ab, gab ihn dann an Anzengruber zur Herausgabe weiter, er blieb aber trotz aller Bemühungen in dessen Nachlaß verschollen. So schlug schon damals der Zufall ihm manchen Erfolg aus der Hand. Die Bauerforschungen beendete er in Weimar, wo ebenfalls Schriften aus dem Mörike-Kreis lagen. Über Dresden und Prag kehrte er nach Linz zurück, reich an Eindrücken, wie sie ein brav im Kolleg abgesessenes Semester ihm nie in solch lebendiger Fülle hätte geben können. Als Hoffnung für später lag vor ihm eine Professur in Schwaben, zu deren Erreichung ihm Dr. Bauer seine Unterstützung zusagte. 1907 promovierte er und kam als Supplent an das deutsche Gymnasium in Budweis. Hier heiratete er die Schwester eines Gymnasialmitschülers, Maria Staub. Zu seinem größten Leidwesen blieb der Ehe der Kindersegen versagt. Später nahm er das Kind eines Arbeitslosen in sein Haus. Lehrerjahre 1907/08 begann er seine Lehrerjahre in Budweis. In seinen Böhmerwald buben und auf Wanderungen lernte er Land und Leute in ihrem Grenzlandkampf kennen. Im Herbst 1908 sollte er nach Bregenz gehen, das ihm wegen der Nähe seiner schwäbischen Freunde und für seine schwäbischen Pläne sehr gelegen ge¬ wesen wäre. Ehe er noch hinfuhr, erhielt er vom Ministerium die Aufforderung, die Stelle anzutreten, aber mit einem Kollegen in Görz zu tauschen. Es wurde ihm zugesagt, daß er bald nach Wien versetzt würde, um seine Habilitationspläne verwirklichen zu können. Im November 1908 ging er nach Görz. Seine „Sonnen¬ jahre" nennt er selbst diese Zeit. Das Leben schien auch sonnig vor ihm zu liegen:

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