Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

ist gegenüber der Front des Bibliothekstrakts etwas zurückgesetzt und ohne Pilaster betont schlicht gehalten. Zudem unterscheidet sich der Konventbau vom Bibliothekstrakt dadurch, daß er sich nicht wie dieser über hohen Substruktionsmauem erhebt, sondern zu ebener Erde steht. Der Bibliothekspavillon ist in den Trakt derart eingestellt, daß er zum Hof einen Risalit von 13 Schuh Tiefe, nach außen aber nur einen Risalit von acht Schuh Tiefe bildet. Der hofseitige Risalit birgt ein aus zwei auseinanderstrebenden geraden Läufen bestehendes Treppenhaus mit zehn Schuh breiten Staffeln, die damit um zwei Schuh schmäler sind als diejenigen des Stiegenaufgangs im Westtrakt. Hinter dem Treppenhaus ist wie beim Treppenhaus des Westflügels der Gang des Trakts durchgezogen. Über die innere Disposition des Pavillons im ersten und zweiten Obergeschoß lassen der Erdgeschoßgrundriß von 1716 und die Stiftsansicht auf dem Porträt- Abb. 78, stich des Propstes Johann Baptist Födermayr vom gleichen Jahre wichtige Rück- 5 5 schlüsse zu 1515 : Die Ansicht, die den Bibliothekspavillon von Westen wiedergibt, aber ihn nur in den gröbsten Zügen verläßlich darstellt, zeigt als auffallendstes Merkmal einen großen Mittelbogen, der das erste und zweite Obergeschoß verbindet. Auf der 1717 entstandenen Ansicht des Stifts aus der Vogelschau von Abb. 76 Westen ist dieser große Mittelbogen noch deutlicher zu sehen 1516 • Er sollte, das ist unzweifelhaft, ein Pendant zur großen Mittelöffnung des gegenüberliegenden Treppenhauses bilden und damit die beiden Risalite sichtbar aufeinander beziehen. Aus der Existenz dieses Bogens, der wie sein Vorbild offen gedacht war, muß gefolgert werden, daß nach der Planung von 1716 das Bibliothekstreppenhaus nach dem gleichen System wie die Stiege des Westtrakts angelegt werden, also auch in das zweite Obergeschoß führen sollte. über die Lage des Bibliothekssaals, der nur einseitig Licht empfangen konnte, gibt der Erdgeschoßgrundriß von 1716 Auskunft. In dem Raum hinter der südlichsten Achse des Pavillons sind nämlich Abortschächte eingezeichnet, die vom ersten Obergeschoß herabführen. Der Bibliotheksaal konnte also nur die mittleren fünf Achsen einnehmen. Seine Länge hätte dann exakt 14 Klafter und seine Breite sechs Klafter betragen. Mit einem Verhältnis von 7: 3 wäre der Saal gegenüber der von Prandtauer sonst geschätzten Proportion von 2 : 1 etwas gestreckter ausgefallen. Keines eigenen Nachweises, weil selbstverständlich, bedarf die Annahme, daß der Saal erstes und zweites Obergeschoß einnehmen sollte. Was das Äußere des Bibliothekspavillons betrifft, so zeigen die Grundrisse und Ansichten der Jahre 1716 und 1717, daß die Fassaden mit einfachen Kolossalpilastern gegliedert werden sollten und das Dach in gleicher Höhe wie das der Rücklagen geplant war. Auch hier also wieder eine Angleichung an das Treppenhaus des Westtrakts! Größte Verwandtschaft bezüglich der inneren und äußeren Disposition besitzt der geplante Bibliothekspavillon mit dem 1715 bis 1718 von Jakob Prandtauer errichteten Saalpavillon des Stifts Garsten. Ins Gewicht fallende Unterschiede Abb. 8J gibt es, abgesehen von der in Garsten ausgebildeten dreischiffigen Einfahrtshalle, Fig. 11 der Fassadengestaltung und den von den Seitenkompartimenten im zweiten Obergeschoß zum Dachmezzanin führenden Treppen, kaum. Die absoluten Maße differieren allerdings: Der Garstener Pavillon mißt in der Länge 22 Klafter, der Florianer nur 20. Mit I 5 : 7 Klaftern besitzt der Saal in Garsten aber annähernd die gleiche Proportionierung wie der Bibliothekssaal in St. Florian, der 14 : 6 Klafter mißt. Wie in St. Florian wird der fünf Fensterachsen lange Saal in Garsten von zwei einfenstrigen Anräumen innerhalb des Pavillons begleitet. überein-

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