Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

KAPITEL VII DER SAALTRAKT Der Saaltrakt verdankt seine Entstehung dem baufreudigsten Propst, von dem St. Florian je regiert wurde: Johann Baptist Födermayr. Der Prälat begann den Trakt - dazu gibt es in der Baugeschichte des Stifts keine Parallele - noch während die Arbeiten an einem anderen Flügel, dem Konvent, im vollen Gange waren. Bis dahin hatten die Pröpste darauf geachtet, die Bauarbeiten nicht zu überstürzen, sondern ein Stück nach dem anderen zu errichten: zunächst die Stiftskirche, dann den Westtrakt und schließlich den Konvent. Mit der Regierung Födermayrs begann jedoch ein geradezu fieberhafter Baubetrieb. Die Einkünfte des Stifts wurden wahrscheinlich fast·v~lständig verbaut, zumal Födermayr besonderen Aufwand liebte und nebenbei noch das Lustschloß Hohenbrunn erriditete. Es ist schwer, die Gründe für die Bauleidenschaft des Propstes aufzuklären. Zum Teil mögen sie darin zu suchen·sein, daß er als gebürtiger Florianer mehr um den Glanz seines Hauses besorgt war als seine Vorgänger. Vielleicht liegen sie auch in der Ahnung, daß es mit der stiftlichen Bauherrlichkeit bald ein Ende nehmen würde und St. Florian nur mit Mühe sein Bauvorhaben abschließen könne. Denn am 21. März 171 5 bereits hatte Kaiser Karl VI. den Stiften in den Erzherzogtümern verboten, ohne Genehmigung kostspielige Bauten aufzuführen 1296 • 1. Zur Planungsgeschichte a) Die Planung nadi Abschluß der Bausaison von 1716 Die ersten Klosterpläne, die Jakob Prandtauer 1710 vorgelegt hatte 1297 , sind nicht mehr erhalten. Das früheste bildliche Zeugnis für die Planung des Saaltrakts Abb. 4 4 , bilden der Keller- und Erdgeschoßgrundriß vom Ende des Jahres 1716 1208 • In 4 5 seiner Grunddisposition folgt der ausgeführte Saalflügel diesen Plänen. Der Trakt schließt an den Westflügel niclu: rechtwinklig, sondern in einem Winkel von 88 ° an. Prandtauer wollte auf diese Weise die leichte Schräglage des alten Leopoldinischen Flügels ausgleichen, um im Interesse einer symmetrischen Stellung des Bibliothekspavillons im Osttrakt dem Prälatenhof die Form eines regelmäßigen Trapezes zu geben. Der in der Mitte des Trakts eingestellte Saalpavillon besitzt wie der Risalit des Treppenhauses sieben Achsen, ist aber mit 19 Klaftern kürzer als dieser. Außerdem wird der Pavillon auf beiden Seiten nicht wie das Treppenhaus von sechs, sondern nur von fünf Rücklagenachsen flankiert. Die Länge des Südflügels richtet sich nach der des Leopoldinischen Trakts, dessen Ausmaß von Prandtauer derart festgelegt wurde, daß die beiden Adisen mit den gekuppelten Fenstern symmetrisd1 liegen 1299 •

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