Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

spätbarocker zweigeschossiger Klosterbibliothekssäle, die u.a. in Schlierbach (vor 1712), Ottobeuren (1711 ff.), Melk (1729 ff.), Zwettl (1730 - 1732), St. Emmeram in Regensburg (1732 - 1739), Seitenstetten (um 1735/40), St. Florian (1744 ff.), St. Peter im Schwarzwald (1749 ff.) und St. Gallen (17 58 ff.) e ntstanden. Gegenüber diesen Räumen waren die älteren Bibliothekssäle meist eingeschossig. Seit den Untersuchungen von Gert Adriani [1131) läßt sich hier die altertümliche "Raum-Enfilade" wie in Kremsmünster (1683/84) und St. Peter in Salzburg (um 1706/06) vom "eingeschossigen Saalraum" wie in Seckau (um 1660), Lambach (vor 1699), Pöllau (vor 1699) oder Viktring (um 1720/30) unterscheiden. Wenig überzeugend ist dagegen Adrianis Definition eines "Korridortypus", zu dem er so unterschiedliche Räume wie den Theologischen Bibliothekssaal des Stiftes Strahov in Prag (1671 ff.) und die Bibliotheken von Heiligenkreuz (vor 1701), Lilienfeld (vor 1704) und Vorau ( 1725 - 1731) zählt. Auch sie sind letztlich dem Typus des eingeschossigen, emporenlosen Saalraumes zuzurechnen, der bei weniger bedeutenden Stiften und Klöstern wie Herzogenburg (um 1751), Rein (vor 1753), Engelszell (um 1760), Miste lbach (1 759/60) und Reichersberg (1 770/71) in Gebrauch blie b. Daneben gibt es mehrere Sondertypen eingeschossiger Bibliotheken, die sich teilweise aus spezifischen lokalen Gegebenheiten, wie der nachträglichen Adaption bereits vorhandener Räume, ergeben. Zu diesen meist nur einmalig auftretenden Sondertypen gehören der mehrschiifige, gratgewölbte Pfeilerhallenraum von Metten (um 1720 ff.), der Ovalraum von Füssen (vor 1719), der bereits vor der Wiener Hofbibliothek vermutlich von Joseph Munggenast (1680 - 1741) errichtete Kuppelraum von Gaming (vor 1723) und die dreiteilige, gratgewölbte Stiftsbibliothek von· St. Pölten (um 1722/23 ff.). Unmittelbar vor dem Admonter Bibliotheksbau Haybergers wurden die Wiener Hofbibliothek sowie die Stiftsbibliotheken von Melk und Zwettl errichtet. Dort "entstand" der für die österreichische Klosterbaukunst in der Folgezeit entscheidende Typus des zweigeschossigen Saalraumes mit Konsolenempore [1132). Handelt es sich in Zwettl vom Baukörper her eigentlich noch um einen eingeschossigen, relativ niedrigen Raum, der von fünf querrechteckigen, sphärischen Kappen zwischen breiten Gurtbogen überspannt wird - die geschoßbildende Gale,ie verdeckt bereits den Ansatz der Wölbung -, so erscheinen in Wien und Melk zweigeschossige SaaJbauten, die von einer Kuppel und Längstonnen bzw. einem großen Spiegelgewölbe überspannt werden. Die Bedeutung der Melker Stiftsbibliothek, die diesen Raumtyp bereits in vollkommener Form als Einheit von Architektur und Ausstattung

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