Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

waren. Auf dem Längsschnitt ist dagegen an dieser Stelle eine große zweiflügelige Tür zu sehen, hinter der sich wahrscheinlich eine Abseite (Studienkabinett?) verbergen sollte. Die verbleibenden Interkolumnien unterhalb der Galerie füllen mächtige, pilastergerahmte Repositorien. Sie verstellen keine Fensternischen, sondern stehen unmittelbar vor der Wand. Am Außenbau sitzen an diesen Stellen Scheinfenster (1130]. Die beträchtliche Tiefe der Regale - die bekrönenden Putti mit lnschriftenkartuschen überschneiden bereits die darüberliegende Brüstung - läßt erkennen, daß der untere Umgang nicht begehbar ist. Die Repositorien dürften an den Seiten keine Unterbringungsmöglichkeiten für Bücher gehabt haben, da der Zugang durch die Galeriesäulen verstellt ist. Die eigentliche Belichtung des Raumes erfolgt durch die beiderseitigen 15 Fensterachsen oberhalb der Galerie. Dadurch war eine optimale Beleuchtung des geplanten großen Deckenfreskos möglich. Zwischen den Fenstern stehen jeweils Repositorien, die entsprechend denen des Untergeschosses bei geringerer Breite und Tiefe gebildet sind. Die beiden Vertikalschnitte deuten schließlich eine geplante Deckenfreskierung und -stuckierung sowie die Möglichkeit zur Aufstellung von Skulpturen an und beziehen sich sogar auf die Facheinteilung der Repositorien, die sich an deren architektonischem Aufbau orientiert. Die detaillierte Ausführung der Pläne zeigt die Bedeutung der Bauaufgabe "Bibliothek" im Rahmen der Gesamtplanung: Der Bedeutung des Stiftes als kulturelles und geistiges Zentrum sollte äußerlich ein "Gesamtkunstwerk" entsprechen. Dies kennzeichnet die süddeutschen und österreichischen Bibliothekssäle des 18. Jahrhunderts als Sonderleistungen der barocken Kunst. Die Hayberger-Bibliothek sollte vermutlich auch als Festsaal des Stiftes dienen, da es auf keinem seiner Entwürfe Hinweise für die Anlage eines solchen Raumes gibt. Auch die Lage der Bibliothek im Nordtrakt außerhalb des Klausurbereichs, ihr separater Zugang über ein Stiegenhaus im westlichen Eckpavillon sowie der Typ des Saalraumes legen dies nahe. Bereits dieser erste Admonter Bibliotheksbau des· 18. Jahrhunderts geht weit über die damals in der Klosterbaukunst Österreichs und Deutschlands geläufigen Dimensionen hinaus. Einzig J. B. Fischer von Erlach hatte mit einem Profanbau - der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien (1722 - 1734) - einen Saalraum vergleichbarer Größe geschaffen. Die um 1734 begonnene Admonter Bibliothek steht inmitten einer Reihe

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