Häuserverzeichnis Steyr 1848

44 tmticHcn versanken Landeskultur, Industrie und Handel. Die Stadt und Herrschaft Steyr waren während dieser Zeit meistens verpfändet, und da die Inhaber des Pfandes selbes gewöhnlich nicht mehr abtreten wollten; so mußte es der Landesherr meistens mit Sturm wieder erobern. Vorzüglich hart wurde die Stadt von dem Pfandinhaber Georg v. Stein mitgenommen, welcher, da selbe 1467 während seiner Abwesenheit durch kaiserliche Trup­ pen unter dem Grafen v. Volkensdorf besetzt worden war, am 25. Jänner mit böhmischen Soldtruppen nach 8 blutigen Stürmen die Vorstadt Steycr- dorf eroberte und plünderte, dann Stadt und Schloß besetzte, bis ihn der kaiserliche Feldherr Graf Ulrich v. Grafeneck wieder vertrieb. In dieser rauhen Zeit dcö Faustrechtes, in welcher auch die Steyrer Bürger selbst öfters auf Fehden auszogen, verfiel die Stadt sehr, und viele Häuser lagen in Ruinen. Im Jahre 1472 kamen Dominikaner - Mönche von KremS hier an, erkauften das Losenstein'sche Haus am Stadtplatze, und erbauten das Kloster nebst einer Kirche; die jetzige Kirche entstand aber erst anno 1642. Auf Befehl des Kaisers Friedrich erfolgte um das Jahr 1480 die ordentliche Befestigung der Stadt und der Vorstädte Ennsdorf und Steyer- dorf mit Mauern, Gräben und festen Thorthürmen; wobei auch der Wach­ thurm am Taborfelsen entstand. Am 22. September 1488 wurde zwischen dem Kaiser Friedrich und dem Könige Mathias von Ungarn auf dem Tabor- selde ein Waffenstillstand abgeschlossen. B. Won Kaiser Maximilian I. bis Unter des Kaisers Maximilian I. thatkräftiger Regierung von 1493 bis 1519 verschwand das barbarische Faustrecht, und bei einer geregelteren Staatsverwaltung blühte auch der Wohlstand unserer Stadt wieder auf. Er erlaubte derselben 1499, sich jährlich aus dem Magistrate, der damals aus dem Stadtrichter, sechs Bürgern des inneren und sechs des äußeren Rathes bestand, einen Bürgermeister zu wählen. Die erste Wahl fiel auf den gewesenen Stadtrichter Kaspar Flädarn. Im Jahre 1506 wurde die bürgerliche Schießstätte privilegirt. Die Stadt stand überhaupt bei Maxi­ milian in großem Ansehen, erhielt von ihm noch mehrere Begünstigungen, er wandte sich auch öfters um Gelddarlehen an selbe, und verheurathete reiche Bürgerstöchter an seine Hofgünstlinge. Im Jahre 1511 erbaute der Bürger Hanns Lueger die Bruderhaus­ kirche; das Bruderhaus selbst war etwas früher vom Kaiser Marimilian gestiftet worden, und wurde 1542 von dem Bürgermeister Hanns Fuchs­ berger mit Gülten und Gütern dotirt. Auch die Stiftung mehrerer geist­ licher Benefizien, die aber jetzt, bis auf das Dreifaltigkeits-Benefizium der Schneiderzunft, entweder aufgehoben oder mit der Stadtpfarrkirche vereinigt sinderfolgte um diese Zeit. Verheerend wirkte im 16. Jahrhunderte in Steyr vorzüglich das Feuer; denn im Jahre 1511 brannten in Ennsdorf 35 Häuser; anno 1520 in Ennsdors und Stevrdorf bei 100 Häuser; am 18. März 1522 am Stadt­ platze, grünen Markt und in der Pfarrgasse 55 Häuser nebst dem Domini­ kaner-Kloster, der noch im Baue befindlich gewesenen Stadtpfarrkirche, dem Psarrhofe rnrd 2 Tborcn; 1540 wieder viele Häuser in Ennsdorf, und 1554 in Stcyrdorf bei 200 Häuser ab. Im Jahre 1523 erhielt das Stadtrichteramt vom Erzherzoge Ferdinand

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