Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage

25 wiiligt. Zumeist scheuten sich die Kommandanten nicht, mit d,es~ bezüglichen Forderungen an den Bürgermeister heranzutreten. Wenn kein Militär in der Stadt lag, hielten die Stadtrnldaten an den Toren Wache. Dann scheinen mitunter auf diesen Wachen recht idyllische Zustände geherrscht zu haben . 1680 „proponiert der Herr Bürgermeister, daß, als er dieser Täge von Linz zur Nacht spat allhero khomen, er bey dem Thor 1 ) keine Wacht, sondern nur Ihre Mußqueten lainender 2 ) gefundten . ltem, als er vorgestern nachts visitieret, hätte er die Wachter beym jungen Schmidlauer im Würtshauß gefundten. Da sich auf solche weiß nächtlicher weilten alles hineinpraktizieren könnte, Alß sey mit der \.\' acht ander Anstalt und Fürsorg zu thuen und der Wacht- meister Samuel Wust!, so ohne sein Vorwissen und Bewilligung Steyermärkerische Leuth durchgelassen, zu bestraffen" . Aber bald warf der Türkenkrieg, der Wiens tapferen Verteidigern unvergänglichen Ruhm bringen sollte, seine Schatten voraus. Am 1. Dezember 1682 wurde ein „Kayserl. General-Mandat" verkündet, „krafft dessen ain yeder, so über 1000 fl _-im vermögen hat, von 100 fl l fl Steur zur Defension des künfftig zu besorgenden Türken- krieges geben soll". Am 10. Februar 1683 erhielten die Steyrer Waffenschmiede eine Bestellung von „ I000 Bajonetten~) für das Starhembergische Regiment in Brünn, das Stück zu 36 Kreutzer". Und zur selben Zeit, als die Belagerung Wiens begann, am 13. Juli 1683, erging ein „landes- hauptmannischer Befelch, zu berichten, in was Anzahl die hiesige Bürgerschafft bestehe und wie man mit Gwöhr, Stuckh unJ Munition versehen sey". Ferner wird dem Rate aufgetragen, ,,fünf Kompanien vorn Württembergischen Regiment einzunehmen und außer dem kaiserlichen Hofe niemand von Frembden auffzunehmen". Die nach Vv'iens glücklicher Entsetzung sich drängenden Sieges- botschaften gaben Anlaß zu Siegesfestlichkeit~n, die aber nicht immer glatt verliefen. Vvahrscheinlich war die in jenem Zeitalter sehr ver- breitete Unsitte starken Trinkens daran schuld, daß 1686 bei einem Siegesbankett, welches zur Feier der Einnahme Ofens auf dem Rat- hause abgehalten wurde, ,,zwey Ratsherren: sich in gegenwart so vieler stattlichen Herren Göst mit Schlögen traktierten", worauf den Übeltätern ein strenger Verweis erteilt und „der eine auf 3 Tage und 1 ) Bei welchem, wird leider nicht bemerkt, aber die topographischen \"erhält- nisse verweisen auf das Schnallentor. ~) Lehnend, angelehnt. a/ Diese Waffe wurde als Ersatz für die abgeschafften Piken bei dem kaiser- lichen Fußvolk damals neu eingeführt, bewährte sich aber in diesem Feldzuge noch wenig, da der Hajonnettverschluß mangelhaft war.

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