Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage

24 drey nit geringe Vngarn in Perugen 1 ) und Teutschen Claidern den 1,,veg nacher Pariß zu : nemberi im werckh begriffen, darauff auch hiesige Stadt ein wachsambes aug halten und wan sie anhero khomben und erfragt wurdten, anhalten und der löbl. Landteshaupt- manschafft berichten". Am 8. Jänner 1~72, nachdem die Verschwörung schon ein klägliches Ende erreicht hatte, erfreute den Rat als Beweis des kaiserlichen Vertrauens „eine Kayserliche Allergnädigste Resolution des Inhalts, daß man die in Wienn verarrestierte Palatinußin 2 ) albier accomodieren, ihr ein eigenes Hauß einräumben und auff derselben actiones gutte obacht zu haben, sie auch von hier ohne Kayser- lichen Consens nicht abrücken laßen, sondern deretwegen eine eigene Persohn bestellt werden solle". Darauf beschließt .der Magistrat, ,,es solle der Frau Palatinußin das Hirschen-Hauß eingeräumbt und der jetzige Gerichtsschreiber zu einen Inspectorn beste}Jt, solle auch nacher Wienn, wie es mit denen ankhomenden und abgehenden Briefen mit ihr, Frauen Gräfinn, ge- halten werden solle, geschrieben werden". Mit Mauern, Türmen und Toren rings umgeben, konnte die Stadt in unruhigen Zeiten einen vortrefflichen Stützpunkt kriegerischer Unternehmungen darbieten, um so mehr, da auch für die Bequar- tierung, Bekleidung und Bewaffnung der Truppen vorgesorgt war. Freilich, gern trugen die Bürger die ihnen hiedurch aufgebürdeten Lasten nicht, klagten oft darüber und hatten mit der einquartierten Soldateska manchmal einen recht schweren Stand. 1667 mißhandelten Soldaten der Miliz „auff dem Steinfeld 3 ) den Bruderhauß-Ambtmann und seine Gefährten, da sie ihnen kein Geldt geben wollten". Der Amtmann wurde „so mit Schlögen traktiert, daß er nach seiner eigenen Aussag auff eine Hand erkhrumpen werde". Dagegen zeigte sich der Rat nicht abgeneigt, dem Komman- danten der einquartierten Truppen bei deren Abzuge „wegen guett ge!iabten Kommandos eine Diskretion" zu gewähren. 1685 wurden bei. einem derartigen Anlasse „ain Tuzent Species-Reichstaller 4 ) be- 1) Perücken. 2 ) Die Witwe eines der Verschwörer, des Palatins Vesselenyi, eine geborene Gräfin Szecsy, welche auch nach dem Tode ihres Gemahls eine große Rolle in der Verschwörung gespielt, zum Schlusse aber dazu beigetragen hatte, die Pläne der Ver- schwörer zu verraten. Fr. M. Mayer, Geschichte Österreichs, II. S. 193. Leider melden die Ratsprotokolle über diese Angelegenheit gar nichts mehr. 3 ) Außerhalb des Vorortes Aichet, rechts von der nach Sierning führenden Straße. Dort stand beim .Föhrenschacher" das Hochgericht. 4 ) Darunter ist zu verstehen, daß die Summe in einem Dutzend Reichstalern "in specie", das heißt wirklichen harten Talern, nicht etwa in kleinerer Münze aus- gezahlt wurde. Das becieutete für den Empfänger einen Vorteil.

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