Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage

14 baß flir kranke 1-ceisende gesorgt wurde, beweist die 1709 erhobene Forderung der „Frau Baderin Leichnamschneiderin (sie) um Bezahlung der Kurkosten „für den zu ihr gebrachten khranken Püllgramb". Verarmte und arbeitsunfähige Bürger wurden ins Armenhaus aufgenommen. So bitten um Aufnahme 1664 „Franz und Antonia Haller, langwürige Bürgersleuth" und 1679 „Maria Wagnerin, 90 jähriges Dienstmensch und Bürgerstochter". Primizianten und Doktoranden unterließen es nie, den Rat zu ihrem Ehrentage einzuladen und wurden dafür regelmäßig mit einem Geschenke von „4 Reichstallern" 1 ) bedacht. Auch Komödianten und anderes fahrendes Volk nahmen nicht selten die Wohltätigkeit der Stadtväter in Anspruch. 1701 erhält „Egydius Pauli, Prinzipial der itzo allhie subsistieren- den Bande Comedianten" aus dem Stadtsteueramt ß n auf ein höniches Schreiben, in weldrem er um Unterstützung seiner „angemeldeten action" gebeten hatte. Dagegen wird 1725 Karl Josef Nachtigall, Komödiant, mit seiner Bitte „ um Bewilligung einer wenigen Ergötz- lichkeit vor die jüngst dem löblichen Magistrat zu Ehren dedicierte Comoedie" zunächst ziemlich unfreundlich behandelt. ,,Ist mit Still- schweigen zu umbgehen", lautet der lakonische Ratsbeschluß . Doch wurden dem hartnäckigen Bittsteller auf wiederholtes Ansuchen endlich 3 fl bewilligt. Zum fahrenden Volke gehörte wahrscheinlich auch der „arabische Prinz" Elias Torbay, der 1777 nebst einem Fahrgelde im Betrage von 45 kr ein Almosen von 1 fl erhält und Johannes Georgius Abaisci, gleichfalls „arabischer Prinz", dem 1778 4 fl 30 kr aus der Stadtkasse gezahlt werden. \tVofür, wird nicht gesagt; leider ist es mir auch nicht gelungen, über diese Gattung der „Fahrenden" etwas in Erkundigung zu bringen. Eine große Rolle im bürgerlichen Leben spielen die Lebens- mittelpreise und die Erwerbsverhältnisse. Die Ausbeute, die die Protokolle in dieser Hinsicht bieten, ist zwar nicht reichlich, doch soll der Versuch gemacht werden, nach den Grundsätzen, welche Professor Dr. Arnold Luschin im Jahre 1874 aufgestellt hat, die damaligen Preise mit den heutigen zu vergleichen. 2 ) Die Gehälter der Beamten sind in Gulden angegeben; der Gulden zählte 60 Kreuzer. In den Preisangaben für Lebensmittel kommen auch noch Pfennige vor, deren vier gleich einem Kreuzer galten. 3 ) 1) Sieh S. 5, Anm. 4. ") Dr. Arnold Luschin, Vorschläge und Erfordernisse für eine Geschichte der Preise. Wien, 1874. 3 ) Dr. Siegfried Becher, Das österr. Münzwesen vom Jahre 1524 bis 1838. Wien, 1838. ßd. I. S. 182.

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