Projektdokumentation "Nationalsozialismus" der HBLA Steyr 1992/93

Judentum -Judenverfolgung in der NS-Zeit Nr. 6 Boykott gegen jüdische Geschäfte, Arztpraxen und Anwaltskanzleien auf. Menschen, die sich nicht an diese Verordnungen hielten, wurden öffentlich angepöbelt und oft sogar in Zeitungen veröffentlicht. Viele Juden wanderten daraufhin aus, darunter auch viele Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur, wie z. B. Sigmund Freud oder Robert Musil. Kurz darauf wurden alle Juden aus den öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. Zu dieser Zeit lebten ca. noch 500 000 Juden in Deutschland. 1935 wurden die Nürnberger Gesetze am Reichsparteitag beschlossen, die den Juden alle Bürgerrechte aberkannten und ihnen den Besuch öffentlicher Veranstaltungen und Einrichtungen untersagten. Außerdem wurden die Eheschließungen zwischen Ariern und Juden verboten und bereits bestehendeEhen für nichtig erklärt. Noch gab es aber für jüdischeFamilien die Gelegenheit, unter Verzicht auf ihr Vermögen auszureisen. Der nächste Schlag gegen die Juden war die „Reichskristallnacht" am 9. 11. 1938. Die Nationalsozialisten planten bei dieser Aktion die Festnahme von etwa 20 000 - 30 000 Juden, vor allem der wohlhabenden Oberschicht. Die ,,Reichskristallnacht" kostete 91 Juden das Leben, 29 Warenhäuser, 171 Wohnhäuser und 7500 Geschäfte wurden zerstört, 191 Synagogen gingen in Flammen auf. Die in dieser Nacht verhafteten Juden konnten sich aber durch ein hohes Bußgeld freikaufen. Damals lebten noch 234.000Juden in Deutschland, das waren etwa 50 % derjüdisch-deutschenBürger von 1933, dazu kamen noch rund 70.000 Juden in Österreich, die noch rechtzeitig hatten flüchten können . Ab September 1941 wurde das Tragen des Davidsterns für alle Juden verpflichtend eingeführt. Bei der Wannsee-Konferenz beschlossen die Nationalsozialisten 1942 die „Endlösung" der Judenfrage. Zu diesem Zeitpunkt existie1ten im Deutschen Reich bereits zahlreiche Konzentrationslager unter der Führung der SS , wie z. B. Dachau, Auschwitz und Mauthausen. Von den Nationalsozialisten wurden die KZ lediglich als „Verwahrungs- und Erziehungslager" bezeichnet. Hier sollten Häftlinge zu „brauchbaren Volksgenossen" erzogen werden. Die Realität sah aber anders aus. Die Juden wurden systematisch in Vergasungslagern vernichtet und anschließend verbrannt. ,, ... Der Vernichtungsvorgang verlief in Ausschwitz wie folgt: Die zur Vernichtung bestimmten Juden wurden möglichst ruhig- Männer und Frauen - zu den Krematorien geführt. Im Auskleideraum wurde ihnen durch die dort beschäftigten Häftlinge des Sonderkommandos in ihrer Sprache gesagt, daß sie hierher nun zum Baden und zur Entlausung kämen ... 18

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