Grüne Steyrzeitung Nr. 2, Oktober 1996

2/96 Grüne Steyrzeitung Bosnien: Von der militärischen auf die politische Ebene Interview: .-Indreas Kupfer Klaus-Pcler Schnopfliagen ist für den Friedensprozeß vorsichtig zuversichtlich Klaus-Peter Schnopfhagen, Mitarbeiter der Friedenswerkstatt Steyr und von der Steyrer Rundschau zum Steyrer des Jahres 1995 gekürt, nahm als Wahlbeobachter der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) an den Parlamentswahlen in Bosnien teil. Zusammen mit seinen Kolleginnen beobachtete er den Wahlvorgang in der getrennten Stadl Mostar. Über seine Eindrücke sprach er mit der „Grünen Steyrzeitung“. Grüne Steyrzeitung: Du warst Hählbeobachter im kroatischen Teil von Mostar (Mostar-Hesl). H ie bist Du zu diesem Job gekommen? Schnopßiagen: Im Vorjahr besuchte ich an der Frieden sakad cm ie in Sladl-Schlaining (Burgenland) einen von der Regierung und der UNESCO organisierten Kurs über„Peace- Keeping and Peace-Building.“ Dori wurde meine Adresse vom Außenministerium notiert. Grüne Steyrzeitung: Il ie würdest Dit Deine persönlichen Eindrücke von Mostar schildern? Schnopßiagen : Sehr viel IFOR und sehr viel Polizeipräsenz. Für Außenstehende ist diese Situation beklemmend, von der Bevölkerung aber mehr als akzeptiert. Im Grunde gleicht es einer Besatzungsmacht. Aber einer gewollten. Die Stadl selber ist wunderschön und mit pulsierendem Leben. Grüne Steyrzeitung: Pflegen die Bevölkerungsgruppen, Kroaten und Moslems, miteinander Kontakt ? Schnopßiagen: Nein, überhaupt nicht. Der Fluß trennt die beiden Volksgruppen klar von einander. Alle haben genug Streß um mit ihren eigenen Sachen fertig zu werden. Die Kommunikation ist sekundär, primär gehl es den Leuten um den Wiederaulbau. Durch den Wahlkampf wurden die jeweiligen Feindbilder noch verstärkt. Auf beiden Seiten. Grüne Sleyrzeitung: Sind die Hahlen demokratisch abgelaufen ? Schnopßiagen: Ich kann nur den Wahlprozeß an den Wahltagen beurteilen. Der war gut. Nur im Vorfeld war es für Oppositionsgruppen sehr schwer, Wahlwerbung zu betreiben. Grüne Sleyrzeitung: Gibt es Parteien ohne nationalistische Ein ßüsse? Sehn opßiagen: Es gab unabhängige Kandidaten, die ohne Parteistruktur antraten. Die waren zumeist anti-nationalistisch. Für die war auch das Zusammenleben der Gruppen ein Thema. Mit Opposition wie bei uns ist das aber nicht zu vergleichen. Grüne Sleyrzeitung: Ilie siehst Du die Chancen für den Friedensprozeß ? Schnopßiagen : Die Wahl war der erste Teil des Dayton- verlrages. Ich hoffe, daß der Konflikt von der militärischen Ebene damit auf die politische Ebene gebracht wird. Es sind alle Parteien an Frieden interessiert. Zwar nicht gemeinsam, aber in Frieden. Grüne Sleyrzeitung: Einige deutsche Bundesländer planen Flüchtlinge mit Zwangsmaßnahmen zu- rückzuflihren. Hie beurteilst Du diese 4 bSchiebungen ? Sch n opßiagen: Erstens zeigt sich hier sehr deutlich wie die EU-Staalen diese Menschen als Bür ger zweiter Klasse behandeln. Zweitens: wenn die internationale Staatengemeinschaft ernsthaft am Frieden interessiert ist. dann ist es wichtig, deutlich darzuslellen, daß im Ausland lebende Bosnier, Kroaten oder Serben mit ihren Löhnen wichtige Wiederaulbauhilfe bringen. In Bosnien hätten diese Menschen größte Schwierigkeilen, Wohnraum oder Arbeit zu linden. Grüne Sleyrzeitung: In Österreich wird immer damit argumentiert, daß wir selber unser Land wiederauf gebaut haben ? Sch n opßiagen: Es hat auch bei uns in Exil Lebende gegeben und wir wurden durch ausländische Hilfe sehr stark unterstützt. Die Lage in Bosnien ist nicht mit Österreich nach 1945 zu vergleichen. Bei uns hat man ohne Angst zurückkommen können. In Bosnien ist das nicht der Fall. I I 11 »w Alternatives Jugendzentrum in Mostar Auch in Steyr gibt es seit geraumer Zeil die Möglichkeit, anstelle der eigenen Karosse gemeinsam mit anderen ein Fahrzeug zu benutzen. Für Umweltbewußte und Wenigfahrer eine sinnvolle und kostengünstige Alternative. Über ihre Erfahrungen und Motive befragten wir Sonja Riba und Gunda Jungwirth. Grüne Sleyrzeitung: Hits ist Auto Teilen Steyr? Gunda: Auto Teilen Steyr ist ein 1992 gegründeter Verein zur gemeinsamen Nutzung von PKWs, der derzeit 24 Milglieder hat und über 3 Autos verfügt, davon ein Kombi. Grüne Sleyrzeitung: H'iejunklioniert Autoteilen in der Pra.iis? Sonja: Wenn ich ein Auto brauche, rufe ich in der Steyrer Buchungszentrale an und reserviere das benötigte Fahrzeug. Grüne Sleyrzeitung: Gibt es da nichl Probleme, daß alle Autos besetzt sind? Sonja: Seit März 1996 haben wir in Steyr 3 Autos, dadurch steht meistens eines zur Verfügung. Prinzipiell gilt, wer zuerst bucht, hat Vorrang. Autos nutzen statt besitzen Grüne Sleyrzeitung: Und wo stehen die Autos? Gunda: 1 Pkw und 1 Kombi stehen am Bahn- Sonja: hof, 1 Auto im Wehrgraben. Dadurch ist der Weg für kein Mitglied allzu lange. Grüne Steyrzeitung: Häs ist mit dem Schlüssel? Sonja: Jedes Mitglied hat für jedes Auto den Schlüssel. Grüne Sleyrzeitung: 4us welchem Grund verzichtest Du auf ein eigenes Auto und bist beim Herein luto Teilen Mitglied geworden? Gunda: Ich bin aus Umweltgründen immer nur das Nötigste mit dem eigenen Auto gefahren. Irgendwann kam ich drauf, daß mein Fahrzeug eher ein „Stehzeug“ war. So entschloß ich mich zum Beitritt ßen ohne selber als Fahrzeughaller die und habe es nicht bereut, imi Gegen leiLdiedoch enormen Kosten vor allem b<Tder Vorteile überwiegen bei weitem. Ich zahle nur die gefahrenen Kilometer und einen geringen Beitrag für die Zeil, wo ich das Auto habe. Auch die investierte Arbeitszeit leill sich auf, Pulzen, Wartung und Service werden aufgeleilL Ich habe bisher kein eigenes Auto gehabt, brauche aber jetzt mit dem Baby doch manchmal ein Auto und kann beim Verein die Vorteile eines Fahrzeuges genieAnschaffung tragen zu müssen. Größere Fahrten mache ich weiterhin gerne mit dem Zug. In vielen größeren Städten in Österreich kann ich nötigenfalls über den Verein ein Auto borgen, und das ziemlich problemlos. Mildem Kind benütze ich für Besuche im L mkreis von Steyr oder größere Einkäufe das Auto. Grüne Sleyrzeitung: Helche Kosten entstehen Euch? Gunda: Der gefahrene Kilometer kostet 2,50 öS und pro Stunde 15 öS. Damit sind alle Kosten wie Benzinä Versicherung. Reparaturen, Service und Werheiiust abgedeckt. Grüne Sleyrzeitung: Das hört sich ja gut an. Hie kann man Mil glied beim herein werden? Sonja: Durch die Aufstockung von 2 auf 5 Fahr zeuge sind momentan noch Kapazitäten frei, auch die verschiedenen Standorte machen einen Beitritt attraktiv. Für ge naucre Informationen soll man sich am besten an unseren Obmann Peter Czcrmak unter der Tel.Nr. 07252/454KO wenden, der gcrneoienotigen Auskünfte gibt. Grüne Sleyrzeitung: H ir danken Euch für das Gespräch.

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